Willy Otto wurde am 19. Juni 1919 als erstes Kind von Karl und Hedwig Otto in Taucha/Leipzig geboren.
Nach 8 Jahren Volksschule trat er in die Lehre als Klempner Lind Installateur ein. Lehrfirma war die Firma Arthur Spott. Spätestens nachdem er seine Gesellenprüfung mit Auszeichnung bestand, wußte man, daß er den richtigen Beruf gewählt hatte. Nach kurzer Zeit ats Geselle wurde er 1938 zum Arbeitsdienst eingezogen, Danach arbeitete er wieder als Monteur bis er sich schließlich freiwillig zur Marine meldete und am 1. Oktober, also kurz nach Kriegsbeginn, zur Kriegsmarine einberufen wurde. Während des Krieges lernte Willy Otto am Schwarzen Meer seine heutige Frau Wilhelmine kennen, die er 1942 heiratete.
1945, in französischer Gefangenschaft, gelang ihm nach mehrmaligen Versuchen die Flucht.
Zwischen 1946 und 1948 arbeitete er wieder in seinem Beruf als Monteur. Mit Frau und Tochter Ingrid, die 1944 das Licht der Welt erblickte, siedelte die Familie 1948 nach Reckenfeld über. Die erste Wohnung, besser gesagt, ein Hausflur, war die erste Bleibe. Am 30. November 1948 kam dann Sohn Hans-Jürgen zur Welt.
Willy Otto selbst: " Wir haben auf ca. 8 qm in einem ehemaligen Munitionsschuppen und zwar in dem mittig gelegenen Flur bei Traudchen Beer gewohnt. Es gab fast eine Keilerei mit dieser Person, weil der Hund meine Frau angefallen hatte."
Bei der Firma Bitter in Greven konnte Willy Otto seinen erlernten Beruf weiter ausüben.
Von 1951 bis 1953 belegte er bei der Handwerkskammer Münster Kurse zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Am Tage harte Arbeit und abends sowie samstags lernen für die Meisterprüfung, waren ein hartes Brot. Belohnt wurde dieses dann durch die bestandene Meisterprüfung im Jahre 1954, der Sprung vom Gesellen zum Meister war in finanzieller Hinsicht sehr gravierend. Verdiente er als Geselle noch DM 1,73 pro Stunde; so zahlte man ihm als Meister schon 2,25 DM pro Stunde. Notwendig wurde jedoch ein Wechsel der Arbeitsstelle. Bei Firma Bickhove arbeitete Willy Otto ein 3/4 Jahr als Meistergeselle.
Am 17. Februar 1955 machte Willy Otto sich selbständig und meldete ein Gewerbe für Klempnerei und Installation an. Als Anfangskapital, für Werkzeuge und kleinere Maschinen, diente ein Schwein. Dieses Schwein wurde selbst gezogen und anschließend verkauft.
Die Buchführung hatte Willy Otto beim Militär gelernt.
Einen großen Teil des Werkzeugs holte er nach und nach aus Taucha von seinem Elternhaus.
Am 1. April 1955 fing als erster Lehrling Bruno Braun bei der Firma Willy Otto an. Nicht motorisiert, sondern mit dem Fahrrad und Handwagen, mußte er die Materialien und Werkzeuge zur Baustelle transportieren, selbst bis nach Sprakel! Spezialisiert hatte man sich damals auf das Brunnenbohren. Eine knochenharte Arbeit, die man heute keinem mehr zumuten würde.
Insgesamt gesehen war die Arbeitslage schlecht, und so kam es, daß im Februar 1956 ein Umsatz von DM 178,-- erreicht wurde. Aus dem Munde der Ehefrau: "Zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel".
Willy Otto: "Die Wasserqualität in Reckenfeld war schlecht, teils sehr schlecht. Das Wasser war sehr eisenhaltig. Beim Bohren konnte man nur bis zur Mergelschicht vordringen, danach mußte man Spezialwerkzeug haben, um da durch zu kommen. Das beste Wasser war an der Bahnhofstraße, dort mußte etwa zwölf Meter tief gebohrt werden. In Block A war in sieben Meter Tiefe Wasser vorhanden. Das ‚Wasser-Finden' habe ich nie gekonnt, bei mir klappte das nicht, dafür hatte ich aber Jemanden."
Im Reckenfelder Deli-Kino lief die Reklame: "Ist der Brunnen leer, ruf mal schnell den OTTO her!"
Über Wasser halten konnte man sich damit, daß die Ehefrau beim einigen Bauern arbeitete. Der erste Auftragsgeber für einen Neubau war Bernhard Rautenberg im Jahre 1956. Dort wurden die gesamten Installations- und Heizungsarbeiten ausgeführt, gleich danach erhielt Otto den Auftrag bei Hermann Wollschläger.
Man ging nun besseren Zeiten entgegen, 1958 wurde das erste Fahrzeug angeschafft: ein DKW. Finanziert wurde dieses Auto durch ein Handwerker-Aufbau-Darlehen. Als Sicherheit mußten sämtliche Werkzeuge und Maschinen belastet werden.
Durch den Umzug im Jahre 1956 in den Block C (Lennestraße 29) konnte in dem angemieteten Garten die erste eigene Werkstatt errichtet werden, eine Holzbaracke. Die Erweiterung der Werkstatt in massiver Bauweise erfolgte 1962. Im Jahr 1963 konnte man ein Grundstück erwerben. Der Kaufpreis dafür betrug DM 7,-- für den Quadratmeter Auf diesem Grundstück errichtete man 1965 bis 1966 das noch heute bestehende Wohn- und Geschäftshaus sowie das Lager und die Werkstatt. Die Hälfte der Baukosten wurde in Eigenleistung erbracht, Zeit dafür blieb nur samstags und nach Geschäftsschluß.
Bis zum 1. April 1966 war der Betrieb an der Lennestraße 29, danach an der Grevener Straße/Ecke Adlerstraße.
Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich nun kontinuierlich von Jahr zu Jahr, wodurch eine Erweiterung des Lagers und der Werkstatt erforderlich wurde. Inzwischen hatte auch Sohn Hans-Jürgen seine Lehre als Klempner- und Installateur im Jahre 1963 begonnen.
Wer gedacht hatte, daß der Sohn vom Vater innerhalb der Firma mit Glacehandschuhen angefaßt würde, sah sich eines besseren belehrt. Er mußte genauso alle Arbeiten verrichten und wurde manchmal sogar für Fehler der anderen getadelt. Geschadet hatte es sicherlich nicht, denn seine Gesellenprüfung bestand er mit Bravour. Danach hängte er eine Lehre als Heizungs- und Lüftungsbauer an, Lehrherr war die Firma Heinz Hellmich in Münster. Nach 2-jähriger Lehre absolvierte er auch hier die Gesellenprüfung. Inspiriert durch seinen ehemaligen Chef, Herrn Hellmich besuchte er ab 1970 die Techniker Fachschule in Essen. Nach 4 Semestern bestand er seine Prüfung als 'staatlich geprüfter Techniker' für Heizung, Lüftung, Sanitär.
Danach arbeitete Sohn Hans-Jürgen wieder im elterlichen Betrieb. In diesem Jahr, also 1972, wurde erstmals ein Umsatz von einer ˝ Million DM erzielt; eine kleine Schallgrenze. Im gleichen Jahr bereitete Hans-Jürgen sich auf die Meisterprüfung im Heizungs- und Lüftungsbau-Handwerk vor. Durch Kurse in der Buchprüfung und Grundlage in Theorie durch die Fachschule legte er am 24. Februar 1972 seine Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Münster ab. Mit 23 Jahren war er der jüngste Meister auf Kreisebene.
Um sich in kaufmännischer und technischer Hinsicht weiterzubilden, arbeitete er 5 Jahre bei zwei Unternehmen in Hessen, bevor er im April 1977 endgültig in das elterliche Geschäft einstieg. Inzwischen hatte das Unternehmen in den Jahren 1973 bis 1975 eine schwere Zeit zu überstehen, bedingt durch Rezession und Verluste an einigen Bauvorhaben. Doch auch diese Krise wurde durch die Eheleute Otto und Ihren Mitarbeitern durch Sparsamkeit und Fleiß überwunden.
Am 01. Januar 1978 übernahm Sohn Hans-Jürgen das Geschäft seines Vaters. Durch die Erfahrungen, die der Sohn im Laufe der Jahre während seiner Volontärzeit sammeln konnte, war man in der Lage nun auch größere Objekte anzunehmen, die eine Erhöhung der Beschäftigten erforderlich machte. Möglich war dies auch, da der Vater sich nicht zu seiner wohlverdienten Ruhe setzte, sondern weiter mitarbeitete, auch kein Wunder, daß man im Jahre 1978 erstmals die Umsatz-Schallgrenze von 1 Million Mark erreichte.
1979 dann das Jahr der Jubiläen: Am 25. Februar 1979 feierte man ausgiebig das 25jährige Meisterjubiläum des Geschäftsgründers. Und im Oktober das 20jährige Betriebsjubiläum des Monteurs Horst Rautenstrauch.
Bedingt durch die Energiekrise Anfang 1979 und steigender Heizölpreise galt es, sich verstärkt auf neuzeitliche und energiesparende Techniken einzustellen, Wärmepumpe und Solarenenergie war in aller Munde. Die erste Wärmepumpe konnte man Mitte 1979 in einer bivalenten Anlage als Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Gaskessel einbauen.
Die erste Solaranlage installierte man Anfang 1980 bei einem Architekten. Diese Anlage war für die Warmwasserversorgung vorgesehen.
Die Firma Willy Otto bildete insgesamt 29 Lehrlinge aus und beschäftigte 21 Monteure.
Hervorzuheben sind durch die Absolvierung der Gesellenprüfung mit der Note ‚Gut': Helmut Bals, Wolfgang Kirchner, Thomas Kirchner, Herbert Scholz, Peter Uhrmann und Wilfried Mattern.
Hier können Sie lesen, was eine hiesige Zeitung im Jahr 2004 schrieb:
![]() 1980: Firmengründer Willy Otto.
| ![]() Willy Otto im Jahr 1999. |
![]() Familie Otto in den 1950er Jahren. |
![]() Wohnung und Betrieb, Lennestraße 29. |
![]() Familienfoto an der Lennestraße. |
![]() Der Brief- und Rechnungskopf der Fa. Willy Otto. |
![]() Der Seniorchef beim Brunnenbau. |
![]() Willy und Erika Otto in den 1960er Jahren. |
![]() 1980: Prominenz beim Jubiläum "25 Jahre Firma Otto". |
![]() Der Betrieb an der Grevener Straße 104. |
![]() Die Betriebsmannschaft im Jubliläumsjahr. |
![]() 1985: Neues Logo der Firma Otto. |
![]() |
Seitenanfang |