Am 8.6.1928 stellt der Architekt den Antrag auf Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Schankwirtschaft für Bernhard Bokel gt. Rickermann, in dem Haus an der Bahnhofstraße. Die Firma Hatke, Greven, ist der Bauunternehmer.
Die Genehmigung zur Consession wird am 18.12.1928 erteilt.
Die Gaststätte erhält den Namen "Zum Heidefrieden".
Übernahme der Geschäftsführung der Zweigstelle der Bäuerlichen Genossenschaft Greven durch Bernhard Bokel-Rickermann am 1. Juli 1928: "Im ersten Geschäftsjahr hatte die Genossenschaft einen Umsatz von 100.000 Mark." Und weiter: "Die schwerste Zeit war die Zeit des DP-Lagers als die Polen die Bahnhofstraße sperrten. Die Zweigstelle wurde deshalb auf den elterlichen Bauernhof von Bokel-Rickermann verlegt. Danach errichtete man ein Mühle für Futtergetreide und ein Lager für Dieseloel um die Traktoren versorgen zu können."
1929 kommt der Kohlenhandel hinzu.
Die Meinung eines Reckenfelders im Jahr 1930 zum Thema Wirtschaften: "[...] Es ist schön von Wirt Rickermann, dass er Gartenanlagen um seine Wirtschaft herummacht und derselben den Namen "Zum Heidefrieden" gegeben hat. Auch der Bahnhofswirt seiner arg primitiven Wirtschaft dadurch ein freundliches Gesicht zu geben, indem er Tische und Stühle in den Garten gestellt hat; so dass wenigstens bei guter Witterung der auf den Zug wartende Fahrgast sich nicht in dem Warteställchen auf die Bank niederzusetzen braucht, und sich das wüste Gejohle anhören muss, was dort manchmal schon von weitem zu hören ist, so dass es einem anekelt, wenn man gezwungen ist, den Raum zu betreten, um sich eine Fahrkarte zu lösen [...]. Die beiden kürzlich eröffneten Wald-Kaffeewirtschaften von Rickermann und Leihsing sind eine Sache, worüber man sich wirklich freuen kann [...]"
Die Akten geben dieses her: "Auf den Abortanlagen bei Bokel-Rickermnn fehlt jegliche Beleuchtung", so Oberlandjäger Peters im Mai 1930." Im Juni 1930 leuchtet es auf dem Lokus.
In einer Aufstellung aus dem 1931 "Behändigungsliste betr. Alkoholausschanks und Brotverkauf in Gast- und Schankwirtschaften" werden für Reckenfeld am 15.1.1931 aufgeführt: Leonhardt, Geitz und Berlage. Bokel-Rickermann wird unter Herbern genannt. (Anmerkung: Ob auch Rickermann Brot verkauft hat, ist nicht weiter belegt.)
Ein Zeitzeuge
"Am 2.4.1945 beginnt die Belegung des Saales und der unteren Räumen durch die Canadischen Truppen."
"Ein Beauftragter der Engländer gab uns Bescheid. Die Zwangsräumung des gesamten Hauses erfolgte am 16. Mai 1945. Wir hatten zwei Tage Zeit zum Auszug aus dem Haus. Wir sind bei Bokel-Rickermann, Herbern 6, untergekommen. Bei uns in Reckenfeld lebten ca. 50-60 Polen im Saal. Ende 1949: Freigabe des Hauses und Wiederaufbau. Der Saal zu Hause wurde 1952 wiederhergestellt. Wir wohnten während der Renovierungsarbeiten im Lager der Genossenschaft. Entschädigung erhalten: 20% von den 52.000 Mark an Kosten."
Eine Anekdote während der Polenzeit
"Die Polen hatten u.a. auch bei Rickermann einen Wohnsitz. Hier war eine Pole, der eine "Bekannte" beim Fernmeldeamt in Burgsteinfurt hatte. Da eine Telefonverbindung zu der Zeit nicht möglich war, telefonierte die Dame aus Burgsteinfurt zum Bahnhof Reckenfeld. B. musste dann den Polen bei Bokel-Rickermann verständigen. Der Pole kam dann zum Bahnhof und setzte sich dann in eine dunkle Ecke. Das Licht musste ich vorher ausschalten.
Die Wohnverhältnisse bei Rickermann konnte man nur als katastrophal bezeichnen."
Aus der Chronik von Pfarrer Müller, 1946: "Am 7. und 8. Januar haben wir noch einmal Verhandlungen gehabt mit der UNRRA wegen Überlassung der Besitzung Rickermann zu Schulzwecken. Aber wie alle Verhandlungen so waren auch diese trotz aller schönen Worte ohne Erfolg, und es blieb dabei, wir waren die Feinde, die den Krieg verloren hatten. "
Ab 1951 konnte Rickermann das Konsignationslager für Dieselkraftstoffe der Firma Rheinpreußen übernehmen. Rickermann firmierte zu dieser Zeit als Gastwirtschaft und Kohlenhandel.
Eine Zeitung im Jahr 1954: "Eng verbunden mit dem Familienleben ist der Aufbau der Gastwirtschaft "Zum Heidefrieden". Die Anregung zum Bau dieser Gaststätte ging vom damaligen Bürgermeister Greven l.d.E. - Howest-Engberding - aus, der am Bahnhof Reckenfeld (damals noch Hembergen) eine Gastwirtschaft wünschte, die dann im Sommer des Jahres 1928 durch Bernhard Bokel-Rickermann erbaut wurde. Zugleich wurde eine Nebenstelle der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Greven durch ihn errichtet und noch im gleichen Jahr errichtet wurde. Nahezu in der Heide wurde die Gastwirtschaft gebaut, daher auch der Name. [...]"
Eine Zeitung im Jahr 1999: "Die Grundlage zu seiner Existenz legte Bernhard Rickermann zunächst mit der Heirat seiner Frau Maria, die aus dem Hause Wauligmann, einer alten Gaststätte in Greven-Guntrup stammte, und somit in diesem Metier aufgewachsen war. Ein zweites Standbein schuf er sich mit seiner Bäuerlichen Absatzgenossenschaft, die noch bis weit nach dem zweiten Weltkrieg existierte und die umliegenden Bauern in Herbern und Hembergen mit notwendigen Produkten versorgte.
Aber auch diese beiden Standbeine boten Bernhard Rickermann noch nicht genügend Sicherheit. Deshalb betrieb er, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, zusätzlich noch einen umfassenden Kohlenhandel, den er später auch auf die Belieferung von Heizöl ausweitete. Auch eine öffentliche Fahrzeugwaage gehörte jahrzehntelang zur Gaststätte Rickermann.
Nach seiner Pensionierung in den 70er Jahren übertrug der Gastwirt seine Geschäfte auf seinen vor wenigen Wochen verstorbenen Sohn Josef, der das Haus mit seiner Frau Hedwig und dem heutigen Sohn Olaf zu einem renommierten Speiserestaurant ausbaute. Bei der Übergabe gehörten allerdings die Bäuerliche, der Kohlenhandel und die Waage bereits der Vergangenheit an, so dass sich das Haus Rickermann nur noch auf die Bewirtung der Gäste konzentrierte.
Einen zusätzlichen enormen Aufschwung erfuhr das Haus Anfang der 70er Jahre, als die Schützenbruderschaft St. Hubertus auf einem von der Gaststätte gepachteten Grundstück die große Schießsportanlage baute, auf der seitdem nicht nur die wöchentlichen Schießwettbewerbe um die Stadtmeisterschaft stattfinden, die außerdem über 20 Jahre Standort des Landesbezirkskönigsschießens war."
Im Jahr 2000 hatte die Gastwirtschaft bereits einen Biergarten und warb dafür.
![]() Dezember 1928. |
![]() Dezember 1928. |
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![]() Die Vogelstange, 1932. |
![]() Erstausstattung der Wirtschaft 1928 (1). |
![]() Erstausstattung der Wirtschaft 1928 (2). |
![]() Zum Heidefrieden. |
![]() Die junge Familie. |
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![]() Die Bäuerliche Genossenschaft. |
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![]() Der Saal vom Heidefrieden. |
![]() Der Schiessstand. |
![]() Karneval bei den Rickermanns. |
![]() Bernhard Rickermann ist verstorben: 12.10.1975. |
![]() 2007. |
![]() 1993. |
![]() 2007. |
![]() Zu Beginn der 1930er Jahre. |
Neugestaltung der Wirtschaft. |
![]() Werbung im Reckenfelder Boten. |
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