Mit den Vorbereitungen des Übernahmebahnhofs (auch Übergabebahnhof genannt) und dem provisorischen Gleisanschluß an die Staatsbahn Münster-Rheine wurde bereits Ende November 1916 begonnen. Der Gleisanschluß war deshalb besonders eilig, weil ankommende Materialzüge nicht auf den Staatsbahngleisen für längere Zeit stehen bleiben durften. Trotz eisiger Kälte und schlechter Versorgung mit Lebensmitteln mußten die Arbeiter und Kriegsgefangenen ihre harte Arbeit verrichten.
Eine Kurzbeschreibung, wie die Gleisanlagen gebaut wurden, gibt Hans-Jörg Siepert aus Reckenfeld:
Zuerst brachte eine Lokomotive ein oder zwei Flachwagen mit Bahnschwellen an das aktuelle Gleisende heran. Die Arbeitskräfte luden die Schwellen von den Wagen ab und legten sie in passendem Abstand auf die Bahntrasse. Dann wurde ein Wagen mit Schienenprofilen herangefahren und die Schienen an der Baustelle auf einen kleinen Bahnmeisterwagen umgeladen. An der Einbaustelle griffen sich zehn bis zwölf Mann das Schienenprofil - ein acht bis zehn Meter langes Schienenstück wog ca. 350 Kilo - und trugen es mit breit ausladenden Hebezangen zu den ausgelegten Schwellen. Mittels Kleineisen, das sind Hakenplatten, Laschen und Schrauben, wurden die Schienen auf den Schwellen befestigt. Die zweite Schiene wurde im richtigen Spurmaß daneben gelegt und anschließend verschraubt. Damit war das Gleis wieder einige Meter länger geworden. Der Schotter wurde zu einem späteren Zeitpunkt eingefüllt und dann das Gleis fertig ausgerichtet.
Die Gleisanlagen bestanden aus folgenden Einheiten
Einem dreigleisigen Übernahmebahnhof mit dem nördlichen Ausziehgleis und dem Verbindungsgleis (noch heute ist die Trasse gut zu erkennen)
Einem neungleisigen Abstellbahnhof (heutiges Wohngebiet Grüner Grund zwischen Bahnhofstraße und Grüner Grund)
Den Gleisanlagen zu den Depots A und B (heutige Steinfurter Straße )
Den Gleisanlagen zu den Depots C und D (heutige Grevener Landstraße )
Den Gleisanlagen in den vier Depots zu je fünf Gleisen (sind heute als Straßen fast alle noch vorhanden.) Die mittig gelegenen Straßen - Schiller-, Kiefern-, Falken- und Rheinstraße - sind deshalb breiter angelegt, weil die Militärplaner hier je ein Parallelgleis legen wollten. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Im Depot B lagen statt der fünf Gleise nur zwei Gleise. Die Gleise in den vier Depots wurden mit einem Krümmungs-Halbmesser von 180m angelegt, sie sind heute noch als Straßenbiegung besonders an dem Drosselweg und an der Lippestraße gut zu erkennen. Die Sperlingsgasse im Block D hat an einigen Stellen noch die Originalbreite der damaligen Gleistrasse.
Insgesamt wurden innerhalb des Depots 22,6 Kilometer Gleise verlegt, bis Materialmangel diese Arbeiten stoppte.
Das größtenteils sehr nasse Gelände mußte für die Gleis- und Wegeanlagen angehoben werden. Allein dafür wurden 180.000 Kubikmeter Erde und Sand bewegt. (Um diese Menge heute transportieren zu können, müßten 10 Sattelschlepper eines Transportunternehmens fast 1.000 mal fahren. Das an das Schienengelände angrenzende Gebiet bot ausreichend Gelegenheit, solche enormen Mengen mit kleineren Feldbahnsystemen und Schubkarren abzutragen.
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