Soziale Einrichtungen (bis etwa 1959)

Bereits in den 1930er Jahren gab es in Reckenfeld Einrichtungen - vornehmlich kirchliche, die sich um soziale Belange kümmerten. Das setzte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fort, zwar langsam aber doch stetig.

Als die Nazis Mitte der 1930er Jahre die Regie auch in Reckenfeld übernahmen, wurde vor allem "die Jugend" ins Visier genommen. Da gibt es sehr viel Eingagement seitens der Nationalsozialisten, die aber nichts "Soziales" im Sinn hatten. Wie die Braunhemden im Ort was erreichten, wird/ist in einem eigenen Kapitel auf dieser Website beschrieben.


Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Reckenfeld

(Quelle: Auszug aus einer Festschrift anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Ortsvereins)

Denken wir zurück - 1946! Unser Land in Trümmern! Wieviel Verzweiflung, wieviel Hoffnungslosigkeit musste ertragen, ja bezwungen werden! Jeder war betroffen und hatte an "dem Seinen" zu tragen. Und gerade zu dieser Zeit fanden sich in Reckenfeld Frauen und Männer, die bereit waren zu helfen. Sie organisierten sich in der Arbeiterwohlfahrt. Mit geringen Mitteln und großem Idealismus ging es ans Werk. Zielgruppen waren zunächst Familien, die große Not litten.

Bereits 1948 wurde die Arbeit für und mit Jugendlichen und Kindern aufgenommen. Wenige Jahre später begann die Betreuung (und Beratung) alter Menschen.

Die Eröffnung "Haus der offenen Tür" im vereinseigenen Gebäude war eine Krönung mühevoller und aufopfernder Tätigkeit vieler Mitglieder des Ortsvereins Reckenfeld mit ihrer langjährigen Vorsitzenden, Auguste Stäblein. Den vielen Mitgliedern, die in den Folgejahren unseren Verband mittrugen und weiterentwickelten, sagen wir: Dank allen Frauen und Männern der ersten Stunden!

Man schrieb das Jahr 1946. Die Folgen des unglückseligen Kriegsausganges waren auch an Reckenfeld nicht spurlos vorübergegangen. 60% der Häuser waren in ein Ausländerlager umgewandelt. Unsere Bevölkerung war auf engstem Raum zusammengedrängt und in unwürdigen Räumen untergebracht. Überall herrschte Not und Elend. In richtiger Erkenntnis dieser unhaltbaren Lage und im festen Willen, diese Not nach besten Kräften lindern zu helfen, schlossen sich Männer und Frauen zusammen und gründeten den Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt. Es wurden ein Raum und zwei Nähmaschinen gemietet und eine Nähstube eingerichtet.

Viele fleißige Hände halfen, aus alten und gebrauchten Kleidungsstücken neue Werte zu schaffen. Mancher Familie konnte dadurch geholfen werden, und sehr viele Mütter waren froh und dankbar für diese Einrichtung. Mit ca. 26 Gründungsmitgliedern ging das Jahr 1946 zu Ende. Im Sommer wurde ein Familienfest mit Kaffee und Kuchen veranstaltet, wozu die Teilnehmer Lebensmittelmarken abgaben und eine RM Unkostenbeitrag zahlen mussten. Erstmals konnte zu Weihnachten eine Feier stattfinden und 60 Familien mit wertvollen Bekleidungsstücken beschenkt werden.

Bedingt durch die unsichere Zeit der Polenherrschaft waren wir genötigt Nachtwachen einzusetzen. Die Männer, und zwar Robert Toll, Bernhard Senghove, Bernhard Theissing, Reinhold Wagner, Bernhard Höttges und Hermann Stäblein, nahmen sich mit besonderer Freude der ehrenvollen Aufgabe an, am warmen Ofen beim Kartenspiel die Nacht zu verbringen. Kohlen wurden von der Nachtwache gestiftet, da damals Mangelware. Im Sommer 1947 stellte der Ortsausschuss den Antrag, eine Vertretung der Arbeiterwohlfahrt im Sozialausschuss zu gewähren. Die Amtsvertretung entsprach dieser Bitte, und Frau Auguste Stäblein konnte ihre Arbeit aufnehmen.

Die Zahl der zahlenden Mitglieder stieg stetig, die der Helfer und Helferinnen auch. Aus 26 Personen wurden 60 Mitglieder, fürwahr ein schöner Erfolg. Wir konnten 1948 zum ersten Mal 14 Kinder in ein Zeltlager in den Bockholter Bergen entsenden, das von der sozialistischen Jugend Münster eingerichtet war. Es war ein wirkliches Erleben. Die Hauspflege konnte ebenfalls eingerichtet werden, ebenso die Betreuung der Wöchnerinnen. Der Währungsschnitt brachte uns viele Sorgen, alles was wir an Barmitteln besaßen, ging verloren, wir mussten wieder finanziell von vorne anfangen. Da verfielen einige Mitglieder auf den Gedanken eine Verlosung zu veranstalten. Die Mitglieder stifteten Gegenstände jeglicher Art, die Nähstube lieferte Deckchen, Sofakissen usw. Die Helferinnen backten Kuchen und Brot.

Im neuen Jahr 1949 erweiterten wir unseren Tätigkeitsbereich, indem wir eine Beratungsstelle einrichteten. Trotz einiger Sterbefälle und Abgänge stieg die Mitgliederzahl auf 94 an. Wir konnten uns die erste Nähmaschine kaufen, die wir dann den Interessenten zur Verfügung stellen konnten. Es wurde fleißig davon Gebrauch gemacht. Auch in diesem Jahr entsandten wir wieder eine Anzahl in den großen Ferien zur Erholung. Verlosung und Weihnachtsfeier waren selbstverständlich.

Die Ausländer verließen 1950 Reckenfeld, zurück blieben beschädigte Häuser und zertrümmerte Möbel. Vertrauensleute der AWO stellten sich zur Verfügung und halfen. Auf dem Wege der Vermittlung mit dem Wohnungsamt konnte manche Angelegenheit geregelt werden.

Am 1. Mai 1951 bezogen wir die Nähstube im Hause Eisele. Immer mehr wurde an der Einrichtung gearbeitet, fehlende Möbel angeschafft, auch die dritte Nähmaschine wurde eingestellt. Auf vielseitigen Wunsch wurde im Herbst ein Umlageverfahren eingerichtet für Sterbefälle. Ein jedes Mitglied zahlt den Betrag von 0,50 DM bei dem Tode eines Mitgliedes, dafür wird dann der Familie des Mitgliedes ein Sterbegeld von 50,- DM gewährt.

1952 - 1956: Viel Neues wäre nicht mehr zu berichten. Der Mitgliederstand war Ende 1956 auf 150 angestiegen. Eine stetige Aufwärtsentwicklung, trotz manchen schweren Kampfes. Das Aufgabengebiet wurde immer reichhaltiger. Wir konnten sehr oft wirksam helfen mit Rat und Tat.

18. Mai 1957: Nach Durchführung unserer 10-Jahresfeier, die einen besonders guten Verlauf nahm, konnten wir gestärkt durch die Anerkennung der Bevölkerung Reckenfelds sowie der Spender und Gönner unseres Verbandes mit neuem Mut unsere Arbeit fortsetzen. Die kommenden Jahre gingen in gewohnter Weise weiter.

1958 brachte nichts Neues. Die Kündigung unserer Unterkunft (Nähstube und Beratungszimmer) wegen Eigenbedarf des Hauseigentümers brachte uns große Sorgen. Ein Reckenfelder Bürger stellte uns eine Baracke zur Verfügung. Diese konnte auf stadteigenem Gebiet aufgestellt werden. Bis zur Fertigstellung der Baracke hatten wir Gelegenheit, in einem Ladenraum der Bäckerei Schulz, im Hause des Herrn Heinrich Brinkmeyer, die Arbeiten zu Weihnachten durchzuführen. Eine dreitätige Ausstellung schloss dieses Jahr ab.

Aus diversen Unterlagen:
  • Ortsvorsitzende war ab 1945 Auguste Stäblein
  • Aus Chronik Pfarrer Müller: 6. Mai: Die AWO hat 20-jähriges Bestehen unter Frau Stäblein. Sie hat es alle die Jahre verstanden, auch im Sinne der SPD, für die "Ärmsten der Armen" zu sorgen.
  • 1951 - auf der Mitgliederversammlung im April waren erstmalig Vertreter der Behörden anwesend. Im Mai 1951 zog die AWO in die Nähstube
  • Der Vorstand im Jahr 1956: 1. Vorsitzende: Auguste Stäblein - 2. Vorsitzende: Luise Stäblein - Kassierer: Hermann Stäblein - Schriftführer: Richard Fische - Beisitzer: Anni Prot, Bernardine Zickermann, Alfred Kießlich und Anni Winkler.

Auguste Stäblein schreibt: Lange Jahre hat Fritz Kocker die Festlichkeiten unentgeltlich mit musikalischen Beiträgen zu vielen unvergesslichen Stunden beigetragen.

Evangelischer Kindergarten

In den Jahren 1950 bis 1952 betreute Pfarrer Johannes Kallweit als Hilfsprediger die über 1.000 Glieder zählende Grevener Filialgemeinde in Reckenfeld. Für viele Gemeindeglieder bestand in dieser Zeit das Problem, dass beide Ehepartner arbeiten mussten, um für den schmalen Lebensunterhalt zu sorgen und die Kosten für das Siedlungshäuschen aufzubringen.

Da wäre es doch gut, wenn ein Kindergarten am Ort wäre. Aber den gab es nicht.

Oder doch? Im Haus Marienfried gab es damals eine Kindergruppe für die katholischen Kinder. Die war jedoch überfüllt und auch für evangelische Kinder nicht vorgesehen. Konfessionelles Denken, wie wir es heute in Reckenfeld teilweise überwunden haben, gehörte damals zum Alltag der Menschen.

So wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Im Ortsteil (Block D) findet Pastor Kallweit auf Anregung von Lothar Fabian einen Raum und eine Betreuerin für eine erste Kindergruppe. Ein Stallgebäude wird zum ersten Kinderhort!

Der Start der Kindergarten-Einrichtungen in der evangelischen Gemeinde:

Die Geschichte des evangelischen Kindergartens begann im Frühjahr 1952.

Fleißig wurde Geld und Spielzeug gesammelt und zusammengetragen, um für die evangelischen Kinder eine erste Kindergartenheimat zu schaffen. Am 12. September 1953 wurde Reckenfeld als 2. Pfarrbezirk der Gemeinde Greven eingerichtet und Pfarrer Esch als der erste Pfarrer eingeführt. Es dauerte jedoch noch viele Jahre, bis am 20. September 1959 nach ausdauerndem Geldsammeln des Bauvereins und großem Engagement vieler Gemeindemitglieder in der Rheinstraße 54 (heute ein Wohnhaus) ein richtiger Kindergarten seine Heimat fand.

Das neue Haus bestand aus einer Baracke, die schon in Münster als Kindergarten gedient hatte und ganz verändert, teilweise mit massiven Wänden versehen, auf ein festes Fundament gestellt wurde.

Es bot neben modernen hygienischen Einrichtungen zusätzlich einen Waschraum, Toiletten und eine kleine Küche, in der Milch oder Kakao zubereitet werden konnten. Außerdem wurde für die Betreuerinnen ein Aufenthaltszimmer eingeplant. Das neue Haus verfügte sogar über eine Warmwasserheizung, und das war für damalige Verhältnisse etwas völlig Neues und Besonderes.

50 bis 70 Kinder wurden dort in zwei Gruppen von Tante Friedel, Tante Helga und anderen Helfern betreut. Viele evangelische Reckenfelder, die jetzt vielleicht sogar schon selbst Enkelkinder in den Kindergarten schicken, werden sich an diese schönen Jahre und die Vielfalt der Feste und Feiern erinnern-

Katholischer Kindergarten

Am 8. Mai wurde der Kindergarten eröffnet mit gut 50 Kindern, denen zwei Gruppenräume zur Verfügung standen. Im angegliederten Tageshort wurden durchschnittlich 12 Kinder betreut. (Aus Chronik Franziskuskirche)

Polnischer Kindergarten

Die polnischen Displaced Persons - die in Reckenfeld von Mai 1945 bis einschließlich Februar 1950 wohnten und lebten, hatten sich soziale Einrichtungen geschaffen. Zum Beispiel einen Kindergarten - nur für polnische Kinder. Das Haus, in dem die Kindergruppen untergebracht waren, war wahrscheinlich der ehemalige Schuppen A 31 der Familie Dringenberg, das bestätigten Zeitzeugen.

Fotos aus dieser Zeit von polnischen Kindern mit ihrer Leiterin finden Sie weiter unten. (Sämtliche dieser Fotos wurden von polnischen Familien gemacht)

Jugendorganisationen

Bereits 1929 wurde die Gründung des Jugendvereins und der Deutschen Jugendkraft gemeldet. Der Ortsjugendring Reckenfeld wurde 1951 ins Leben gerufen. Eine beachtliche Angelegenheit für Reckenfeld. Als 1. Vorsitzender fungiert Pfarrer Müller und als 2. Vorsitzender Lothar Fabian.

Bund der Vertriebenen: Am 6. Juli 1952 wird in Reckenfeld die ostdeutsche Jugendgruppe als Selbsthilfewerk in der Jugendarbeit der Ortsvertriebenen gegründet. In einer besonderen Feierstunde dankt der Vorsitzende des BvD, Fred Riese, den zahlreichen Gästen für ihre Unterstützung dieser Jugendgruppe, die von dem Aufbauwillen nach demokratischen Grundsätzen und der Zusammenarbeit mit anderen deutschen Jugendverbänden gekennzeichnet sei. Unter dem Leitmotiv "Heimat, wir verlassen Dich nicht" wird bei dieser Feierstunde der DJO (Deutsche Jugend des Ostens) auch der Gründung des BvD in Reckenfeld gedacht, die bereits drei Jahre vorher, am 1. Februar 1949, vollzogen worden war.

Die evangelischen Jugendlichen hatten ebenfalls ihren Treffpunkt: das Gemeindehaus an der Industriestraße. Hier gestalteten sie ihre Freizeit eigenständig aufgrund der vielen Möglichkeiten.

Auch gelang es den Kindern und Jugendlichen sich mit Freunden zusammen zu tun, um ‚irgendetwas' zu unternehmen. Von Langeweile keine Spur. Da war immer was los.

"Feuerwehr" (Löschzug Reckenfeld) und "Sport" (SCR) sowie "Laienspielschar" waren weitere Orte, an denen sich die Kinder und Jugendlichen orientieren konnten. Sie gab es und sie wurden auch in Anspruch genommen.



Auguste Stäblein

In den 1940er Jahren in der Nähstube


Hauseinweihung mit Lothar Fabian

Frauen feiern Karneval

Die neue Bleibe der AWO an der Weserstraße

Das Emblem

1928 Kindergottesdienstkinder


Helga Schmidt - Leiterin des ersten Kindergartens nach dem 2. Weltkrieg

Der neue Kindergarten an der Rheinstraße

Pfarrer Esch bei der Begrüßung der Eltern und Kinder

Der Nikolaus besucht den Kindergarten

Im späteren Haus Marienfried


.. mit Pfarrer Müller

Eine polnische Kindergruppe

Polenkinder im Block A

Im Hintergrund das Haus von Dringenberg


Das sind wahrscheinlich alle polnischen Kindergruppen

In den 1930er Jahren

1952 am Hintereingang zum Betsaal

Treffpunkt der Kinder war die kath. Kirche

Kommunionkinder

In den Jugendräumen im Gemeindehaus

Die Feuerwehr stellt ihre Aufgaben vor

Tischtennis im ev. Gemeindesaal (Jörg Holzgreve und Manfred Rech)

Eine Jugendmannschaft des SCR

Lother Fabian mit einer Jugend-Spielgruppe

Vier Jugendliche beim Aufbau zum Sommerfest an der Rheinstraße

... sind die stark...


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