Schulwesen in Reckenfeld (bis etwa 1959)

Die neue Siedlung erhält eine eigene Schule

Mit zunehmender Besiedlung Reckenfelds in den 1920er Jahren mussten Lösungen "von Amtswegen" gefunden werden, wie die Kinder der Siedler schulisch weitergebildet werden konnten. Reckenfeld hatte zu dieser Zeit keine eigene Schule, es bestand also nur die Möglichkeit auf andere Nachbargemeinden auszuweichen. Da bot sich die "in der Nähe" liegende Schule der Bauerschaft Herbern an. Emsdetten und Greven waren von den Siedlungshäusern noch weiter entfernt. Außerdem waren keine Verbindungsstraßen zu diesen Orten vorhanden. Doch auf "Schusters Rappen" wäre auch das gegangen, aber noch weiter, als nach Herbern.

So steht in der Chronik der benachbarten Bauerschaftsschule Herbern für das Jahr 1925: "Es sei besonders zu beachten, dass das frühere Nahkampfmitteldepot Hembergen sich mehr und mehr bevölkert, indem man die Schuppen zu Wohnungen umbaut".

Ende 1926 heißt es: "Augenblicklich zählt die Gemeinde Reckenfeld etwa 300 Seelen, wovon etwa 200 katholisch sind. Um die 60 Kinder davon besuchen die Schule zu Herbern, so dass seit August 1926 diese Schule zweiklassig ist. Da die Kinder aus Reckenfeld-Hembergen zurzeit über 2,5 bis 3 km gehen müssen, so ist bei feuchtem oder nassem Sommer auch bei sehr heißem Wetter der Schulbesuch sehr unregelmäßig".

Noch mehr macht sich die Unregelmäßigkeit im Besuche des Unterrichts geltend in den Wintermonaten, wo bis 60% der Kinder oft fehlen.

Diese untragbare Situation wurde Thema der für diesen Bereich des Amtes Greven zuständigen "Gemeinderatsversammlung Greven links der Ems (l.d.E.)." zu dem Reckenfeld gehörte. Die Versammlung beschloss in ihrer Sitzung am 11. Februar 1926 als erste Maßnahme einstimmig die Errichtung einer neuen Schulstelle in Reckenfeld-Hembergen. (Anm.: wie Reckenfeld u.a. seitens des Amtes Greven hieß).

Das Protokoll vermerkte: "… bis zu diesem Zeitpunkt würden bereits 35 schulpflichtige Kinder die Schule in Herbern besuchen und durch die neuen Ansiedlungen sei mit weiterem Zugang zu rechnen". In diese Lücke stößt nun die Besitzerin Reckenfelds, die Eisenhandelsgesellschaft-Ost (EHG), um dem Amt Greven ein Gebäude für schulische Zwecke anzubieten, nämlich das ehemalige Verwaltungsgebäude für das Einzeldepot D".

Am 11.2.1926 tagt der Schulvorstand im "Depot Hembergen" und besichtigt das von der EHG angebotene Gebäude in D als Schulgebäude. Mit einer Stimmenthaltung ist der Schulvorstand für die Übernahme des Gebäudes.

Der Gemeinderat Greven links der Ems stimmte dann letztlich trotz der Meinungsverschiedenheiten am 22. Februar 1926 einstimmig für den Ankauf des von der EHG zur Errichtung einer Schule angebotenen Gebäudes nebst dem zugehörigen Grundstück. Der Preis von 40.000 RM sollte mit den von der EHG zu zahlenden Ansiedlungsgebühren verrechnet werden. Durch den Gemeinderat wurden verschiedene Arbeiten wie Maurer- und Schreinerarbeiten vergeben. Den Zuschlag hierfür erhielt der Bauunternehmer Reinhold aus Greven. Er musste sich verpflichten, in erster Linie Arbeiter aus Greven I.d.E., in zweiter Linie Arbeiter aus dem Amtsbezirk Greven einzustellen.

Am Montag, dem 7. Februar 1927, erfolgte dann die feierliche Einweihung der neuen Schule in Reckenfeld-Hembergen. Nach diesem offiziellen Akt erhielt die bisher als 'Schule Hembergen' bezeichnete Volksschule den amtlichen Namen 'Schule Reckenfeld'. Als erster Lehrer unterrichtete Adolf Meurer.

Bis zum Mai 1927 stiegen die Schülerzahlen in Reckenfeld von 63 auf 76 Kinder an. Da mit einem weiteren Anwachsen zu rechnen war, hatte der Schulvorstand der Gemeindevertretung bereits im März 1927 - also nur einen Monat nach der Einweihung - bereits die Einrichtung und Ausstattung eines zweiten Schullokals empfohlen, damit im "Bedarfsfalle dasselbe sofort in Benutzung genommen werden kann".

Einige der Kinder der Familie Beckermann (z. B. Änne) besuchten ab 1927 die Schule in Reckenfeld, weil näher. Bis dahin mussten sie bis nach Westerode. (Beckermann liegt in Herbern und hatte die Nummer Herbern 1).

Ab April 1928 sollen die Kinder von Leihsing die Schule in Reckenfeld besuchen. Die Kinder von Dömer-Strotmann vorläufig weiter in Hollingen verbleiben, da kein ordnungsgemäßer Schulweg vorhanden ist.

Der starke Zuzug nach Reckenfeld bewirkte in kurzer Zeit eine grundlegende Veränderung der Bevölkerungsstruktur in diesem zuvor nur spärlich bewohnten Bereich des Amtes Greven. Mehr als bis dahin in Greven üblich, kamen Schülerinnen und Schüler gerade der evangelischen Konfession nach Reckenfeld. In der Schule Reckenfeld wurden folglich evangelische und katholische Schüler/innen zusammen in einem Gebäude unterrichtet. Der evangelische Religionsunterricht an der "katholischen Volksschule" in Reckenfeld fand einmal wöchentlich für zwei Stunden statt. Dafür erhielt der Religionslehrer, so ein Beschluss des Schulvorstandes, eine Entschädigung (Reisekosten und Stundenvergütung). Mit dem Hinweis auf die finanzielle Belastung der Gemeindefinanzen durch die Siedlung Reckenfeld versuchte man, die Hälfte der Kosten vom Staat ersetzt zu bekommen.

Der erste Religionslehrer für die evangelischen Schüler war Pfarrer Brune aus Emsdetten, später übernahm der Lehrer Mertin aus Greven den Unterricht.

April 1928: Mit der Ausführung der Lichtanlage in der Schule und in der Schulwohnung wird im April 1928 die Grevener Elektrofirma Lanwer beauftragt.

August 1928: Beteiligte Unternehmer an der Instandsetzung: Reinhold, Kopmann, Scherz, Bitter, Pröbsting, Beinker, Hollmann.

Oktober 1928: Beschluss der Amtsverwaltung, die Firma Hatke erhält den Zuschlag die Ausbauarbeiten in der Schule Reckenfeld.

November 1928: Mit einem Zuschuss der Regierung wird der 3. Klassenraum fertiggestellt.

Kurioses und der Kampf um eine weitere Schule

Spielte es zunächst offensichtlich keine Rolle, ob es sich bei dem Schulgebäude um eine "katholische" oder "evangelische" Volksschule handelte, änderte sich der Sprachgebrauch im Jahr 1928.

Im Mai war die "katholische Schule" Thema und im Juli 1928 wurde die Errichtung einer "evangelischen Schule" als Schulform in Reckenfeld vom Schulvorstand für den Beginn des Schuljahres 1929 vorgeschlagen. Der Gemeinderat befürwortete dieses Projekt in seiner Sitzung am gleichen Tage. Damit gab es vom Beginn des Schuljahres 1929 an auch eine "evangelische Schule" in Reckenfeld.

Erster Lehrer für die evangelischen Schüler war Lehrer Konermann aus Lengerich. Beide Schulen befanden sich allerdings noch im gleichen Gebäude. Das sollte sich nach dem Wunsch der Gemeindeversammlung Greven l.d.E. ändern. Interessanterweise wurden Bürgermeister und Gemeindevorsteher zunächst beauftragt, ein geeignetes Baugrundstück für eine zu bauende "evangelische Schule" anzukaufen.

Aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Gemeinde und der immer wieder als Begründung angeführten "großen Kosten, die durch die Siedlung Reckenfeld entstehen." sahen die Gemeindevertreter zum aktuellen Zeitpunkt keine Chancen für die Finanzierung eines Neubaus. Sie hofften auf hohe außerordentliche Zuschüsse durch die Schulbehörde bei der Regierung in Münster.

Die dramatisch weiter anwachsenden Schülerzahlen zwangen die Verantwortlichen, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Im Folgenden gab es dabei drei Problemfelder: Größe, Finanzierung und Konfession der neuen Schule. Der zunächst beabsichtigte Neubau von zwei Schulklassen mit Dienstwohnung für eine evangelische Schule in Reckenfeld wurde nicht mehr realisiert. Im Gegenteil, der Schulvorstand sprach sich in seiner Sitzung vom 30. Juli 1930 für den Neubau eines zweiklassigen Schulgebäudes, allerdings ohne Lehrerdienstwohnung, aus. Da es in Reckenfeld genug billige Wohnungen gäbe, so die Meinung des Gremiums, könne von dem Bau einer Dienstwohnung abgesehen werden.

Datum Schülerzahl
1.2.1927 63 Der Schulvorstand allerdings wollte eine neue Schule bauen und sie als "katholische" Schule einrichten. Wie im Protokollbuch vermerkt ist, "ließ man sich hierbei vom Gedanken leiten, dass die vorgesehene Lage
1.5.1927 76 der neuen Schule insofern eine günstigere sei, als die z. Z. noch die Schule in Emsdetten besuchenden katholischen Kinder aus Herbern, sowie auch verschiedene aus Hembergen, diese Schule besuchen können.
1.8.1928 138 Auch eine bevorstehende Überfüllung der benachbarten Schule in Herbern könne durch Umschulungen zu der neuen Schule vermieden werden".
1.2.1929 152 Zu diesem Zeitpunkt gab es in Reckenfeld 86 evangelische und 128 katholische Schülerinnen und Schüler.
1.6.1929 171
31.7.1930 214
3.6.1931 289

In seiner Sitzung vom 30. Oktober 1930 stimmte der Gemeinderat dann für den Bau einer vierklassigen Volksschule ohne Lehrerwohnung und als "Katholische Volksschule Reckenfeld". Die vorhandene Evangelische Volksschule im Block D sollte als "Evangelische Volksschule Reckenfeld" geführt werden. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Zahl der Schulkinder in Reckenfeld stetig, aber es gab auch 1932 immer noch keine zweite Schule in Reckenfeld. Lehrer Konermann beklagte sich in einer Festschrift der evangelischen Kirchengemeinden bitter über die damaligen Zustände:

"So kämpft die evangelische Schule mit großen Schwierigkeiten: kein eigenes Schulgebäude, keine genügenden Klassenräume, infolgedessen Nachmittagsunterricht und Kürzung der Unterrichtszeit, häufiger Lehrerwechsel usw. Kann man schon im Hinblick auf unsere allgemeinen Schulverhältnisse von einer Schulnot sprechen, so recht eigentlich bei der Reckenfelder Schule. Neben den allgemeinen erwachsen unserer Schule hier besondere Aufgaben, sie will mitarbeiten, dass unsere Siedlung ein Gemeinwesen und Kindern und Erwachsenen eine neue Heimat werde. Als evangelische Schule will sie protestantische Geisteshaltung und protestantischen Lebenswillen wecken und fördern; als Hort unserer Jugend, der die Zukunft gehört, arbeitet sie an der großen Aufgabe der Rettung und Pflege der Deutschen Seele".

In der Tat, die Platzverhältnisse in der Schule waren katastrophal. Weil der Neubau nicht kam, versuchten die Verantwortlichen, sich mit anderen Mitteln zu helfen. Um den Platzmangel zu beheben, schlug der Schulrat sogar vor, "Schulbänke älteren Typs nach Reckenfeld zu bringen und Schulbänke neueren Typs aus Reckenfeld in Grevener Schulen zu bringen". Dadurch sollte erreicht werden, dass in der Schule eine größere Schülerzahl untergebracht werden konnte. Auf Anregung des Landrates Dr. Stiff wurde der Bürgermeister Howest-Engberding beauftragt, "mit allen ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln einen weiteren Zuzug nach Reckenfeld zu verhindern."

Im Gemeinderat wurden ebenfalls weitere neue Schulstellen für die evangelische und katholische Schule abgelehnt. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass hinter der restriktiven Behinderung des Zuzuges nach Reckenfeld deutliche politische Interessen standen.

Die Chronik der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus spricht etwas abfällig von 843 Katholiken und 590 Protestanten, die im Jahr 1930 "aus aller Herren Länder in Reckenfeld ihr Heil suchten".

Nach dieser Angabe gehörten zu diesem Zeitpunkt in Reckenfeld 41 Prozent der Bewohner der evangelischen Kirche und 59 Prozent der katholischen Kirche an.

Unter dem Eindruck dieser Provisorien machen die Eltern beider Konfessionen mobil. Sowohl der evangelische wie auch der katholische Elternbeirat beantragten den sofortigen Baubeginn einer, evangelischen bzw. einer katholischen Schule.

Ein "Schulkampf" entbrannte. Die evangelische Seite erwartete, dass der erste Beschluss, eine evangelische Schule neu zu bauen, auch umgesetzt werden würde, hatte dann aber bald den Eindruck, die Kommune (Gemeinde l.d.E. und Amt Greven) würde diese Entscheidung "möglichst lange hinausschieben".

Pfarrer Brune notierte damals in seiner Kirchenchronik: "Mit Enttäuschung sah der Geistliche, wie katholische Zeitungen und Versammlungen aufforderten, ein Neubau dürfe ‚nicht den Evangelischen zur Verfügung gestellt werden'. Der einzig maßgebende Grund war, erinnerte sich Pfarrer Brune, "… dass die katholische Schule alt und sehr ungünstig gelegen sei, während die Neue neu war und im Mittelpunkt der Siedlung gebaut werden sollte".

Die katholische Gemeinde andererseits begründete ihren Anspruch mit einem Hinweis auf die große Entfernung der Schule zur katholischen Kirche (zu Fuß eine halbe Stunde), "wodurch ein regelmäßiger Schulgottesdienst daher nicht möglich sei. Eine weitere ‚katholische' Begründung, die neue katholische Schule sei eine Ergänzung zu den bereits bestehenden Bauerschaftsschulen, hielten Pfarrer Brune und Lehrer Konermann für vorgeschoben. Sie glaubten im Gegenteil, "diese Schulfrage sei eine Prestigefrage, d.h. die katholische Mehrheit will die katholische Schule für sich und gönnte sie den Evangelischen nicht".

Auch der Hinweis eines einzelnen katholischen Gemeindevertreters auf den alten Beschluss, zuerst eine evangelische Schule neu zu bauen, half nichts. Die große "katholische" Lösung setzte sich durch. "Eine bittere Erfahrung." resümierte Pfarrer Brune, für "uns Evangelische in der Zerstreuung". Zwei evangelische Mitglieder des Schulvorstandes verließen unter Protest die Sitzung und beklagten die Entrechtung und Vergewaltigung der evangelischen Minderheit.

1930er Jahre (Wann genau steht dort nicht) - Aus dem Rückblick von B. Gronotte im Jahre 1988: ... Zu den skandalösen Schulverhältnissen nur folgender kurzer Auszug: Durch Vernehmung der Lehrer hätte die Regierung feststellen können und müssen, dass die Kinder bei Fehlen der notwendigen Schulbänke auf Margarinekisten sitzen und die Bänke wegen Platzmangels bis an die Stirnwand des Schulzimmers gerückt werden mussten. Außerdem hatten drei Lehrpersonen ca. 300 Kinder zu betreuen! Wenn die Regierung neben drei festbesoldeten Lehrern zwei weitere Hilfskräfte später in Reckenfeld belassen hat, so ist das nur auf die Initiative der Kommission zurückzuführen.

Am Donnerstag, dem 11. Oktober 1934, war es nach sieben Jahren dann endlich so weit. Das neue Schulgebäude war fertiggestellt und wurde eingeweiht. Die Reckenfelder Nationalsozialisten nutzten diese Gelegenheit, ihre Symbole markant zu platzieren: "Die Schule war mit Girlanden und aus Grün gewirkten Hakenkreuzen mit Blümchen und Fähnchen prächtig geschmückt. Zum Eingang führte ein Ehrenbogen und die Hakenkreuzfahne wehte in Gemeinschaft mit anderen Fahnen von dem vor dem Schulgebäude aufgestellten Mast lustig im Winde." Bereits am Vorabend hatte ein Fackelzug von der alten Schule zum neuen Gebäude geführt. Die katholischen Schüler hatten also die neue Schule im Ortsmittelpunkt erhalten und die evangelischen Schüler blieben in der alten und ersten Schule von Reckenfeld im Block D, dort wo sie sich noch heute befindet.

Einzelheiten (1): Da die Schulbeiräte seit 1935 nur noch beratende Funktion hatten, war der Widerstand von Brune und Schlothmann wirkungslos. Vorndamme schloss die Diskussion: 'Ich fasse daher folgende Entschließung: Beschluss! Um eine bessere Beschulung der volksschulpflichtigen Kinder der Gemeinde Greven zu ermöglichen, beschließe ich ..., dass die Volksschulen in der Gemeinde Greven mit Wirkung vom 1. April 1939 ab als Volksschulen eingerichtet werden, an denen gleichzeitig evangelische und katholische Lehrkräfte anzustellen sind ...'

Einzelheiten (2): Die am gleichen Tage stattfindende Sitzung der Schulbeiräte Greven links der Ems lief ähnlich ab. Der Amtsbürgermeister kommt gleich zur Sache. Es gehe 'um die Schaffung einer Deutschen Schule mit Lehrern beider Konfessionen unter Sicherstellung des Religionsunterrichtes.' Da in Greven links der Ems (Reckenfeld) die katholische Schule von 220 und die evangelische Schule von 131 Kindern besucht wurde, konnte das von Vorndamme zuvor für Greven-Dorf angeführte Argument der besseren ‚Beschulung' der evangelischen Kinder hier nicht greifen. Vorndamme verzichtete deshalb auf eine Begründung und stellte unter Verweis auf die zuvor durchgeführte Sitzung des Schulausschusses Greven-Dorf bissig fest: "Die Herren Geistlichen haben natürlich, was ich auch nicht anders erwartet habe, sich der Zustimmung zu meinem Vorschlag versagt.

Fünf Jahre später wurden am 1. April 1939 nach einer heißen lokalen Debatte die Schulen wieder zusammengelegt. Beide Pfarrer, der katholische Schlothmann und der evangelische Brune, hatten energisch aber vergeblich gegen die Einführung dieser "Deutschen Schule" protestiert.

Displaced Persons (Polen) ziehen in Reckenfeld ein

Der Krieg ging nicht spurlos an Reckenfeld vorbei. Mit dem Einrücken der alliierten Besatzungseinheiten hatte Reckenfeld wie auch Greven ein besonderes Problem zu lösen.

Ehemals als Ersatzarbeitskräfte für die deutschen Soldaten ins Reich geholten Arbeitskräfte, die Zwangsarbeiter/innen und Flüchtlinge mussten in Reckenfeld und Greven untergebracht werden. Ein Teil Reckenfelds, insbesondere die Blöcke A und B, mussten am 18. Mai 1945 für Displaced Persons polnischer Nationalität geräumt werden. Das Gebäude der katholischen Schule wurde als "polish school" gebraucht, in der später sieben Klassen eingerichtet wurden. Da die meisten Bewohner der Blöcke A und B ihre Wohnungen zu verlassen hatten und sich nach einer Unterkunft in den anderen Blöcken und den umliegenden Ortschaften umsehen mussten, wurde auch die alte evangelische Schule von ihnen belegt.

Als am 1. Oktober 1945 der Schulunterricht nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder aufgenommen werden sollte, hatten die Reckenfelder Schüler keine Schule mehr. Die ersten zwei Klassenräume am Wittlerdamm wurden am 26. April 1946 wieder freigegeben, in den nächsten Jahren folgten nach und nach zwei weitere. Die Gemeinschaftsschule wurde bereits 1946 wieder abgeschafft und die Konfessionsschulen nach einer Abstimmung unter der Elternschaft wieder eingeführt. Das kurze - aber unfreiwillige - Intermezzo der Gemeinsamkeit war damit für mehrere Jahrzehnte beendet und die Schülerinnen und Schüler gingen nach der Freigabe der katholischen Schule ab 1950 wieder völlig getrennte Wege.

Aus Chroniken und sonstigen Unterlagen

  • Im Februar 1927 kann die Reckenfelder Firma Martin Haverkamp - C 85 - 36 Schulbänke mit Tintenfässern und vier Rückenlehnen zum Preis von 782,20 Mark liefern.

  • Am 1. Oktober 1927 übernahm der aus Ahlen stammende Karl Dilla für Adolf Meurer die Leitung der katholischen Schule. Durch die große Zahl der Kinder, und vor allem seit der Mitbenutzung der Schule durch die evangelischen Kinder, musste auch nachmittags unterrichtet werden. Die Räume reichten bei weitem nicht aus. Allein die evangelische Gemeinde hatte schon im Sommer 1929 57 Schulkinder, deren Zahl bis zum Herbst des Jahres auf 80 Schüler anstieg. Die Zahl der katholischen Kinder war noch größer.

  • Im November 1927 wird für die Beschaffung eines Ofens für die Lehrerwohnung ein Vorschuss in Aussicht gestellt.

    Anträge und Genehmigungen

  • Lehrer Dilla stellt am 23.1.1928 an die Grevener l.d.E. den Antrag für seine Dienstwohnung und für die Klassenzimmer elektrisches Licht anzulegen. Der Außenanschluss ist bereits hergestellt.

  • Am 29.3.1928 genehmigt die Gemeinde Greven l.d.E. eine zweite Lehrerstelle. Im April 1928 sollen die Schulkinder von Leihsing (Herbern Nr. 31) die Schule in Reckenfeld besuchen, die Kinder von Dömer-Strotmann vorläufig weiter in Hollingen verbleiben, da kein ordnungsgemäßer Schulweg vorhanden ist.

  • Im selben Monat wird mit der Ausführung der Lichtanlage in der Schule und in der Schulwohnung die Grevener Elektrofirma Lanwer beauftragt.

  • Lehrer Dilla beantragt im Juli 1928 die Einrichtung eines Mädchenzimmers auf dem Dachboden. Die Gemeindeverwaltung weist darauf hin, dass ausreichend Räume in der Parterre vorhanden sind.

    Abrechnungen

    Das Landratsamt schreibt am 24.8.1928 an den Bürgermeister von Greven. Für die Einrichtung der angekauften Besitzung als Schulgebäude in Reckenfeld (spätere evangelische Volksschule)

    Kaufpreis 40.000,00 RM
    Umbaukosten 14.496,04 RM
    davon ab: Grundstückskosten 2.500,00 RM
    Ansiedlungsgebühren 5.000,00 RM
    5 Schulstellen 2.500,00 RM
    bleiben 44.496,04 RM
    Anteilige Übernahme durch die Regierung 14.832,01 RM

  • Beschluss der Amtsverwaltung vom Oktober 1928: die Firma Hatke, Greven erhält den Zuschlag für die Ausbauarbeiten in der Schule Reckenfeld.

  • Ausgaben eines dritten Klassenzimmers in Reckenfeld im Oktober 1928: 1.210,46 RM. Die Anstreicherarbeiten übernimmt die Firma Albert Knippfeld aus Reckenfeld. An Anstreicharbeiten entfallen 285,79 RM.
  • Im November 1928 wird mit einem Zuschuss der Regierung der 3. Klassenraum fertiggestellt.


    Lehrer Dilla - Schule Reckenfeld - beklagt sich beim Bürgermeister Hueske, dass Kinder der Familien Pieper, Dolscheid und Brüggemann weiterhin in die Schule nach Herbern geschickt werden, obwohl sie der Schule Reckenfeld zugehörig sind. Nach Festsetzung der Schulgrenzen sei dieses so nicht richtig. Hösker wohnen neben Brüggemann, Bahnhofstraße, diese Familie schickt ihre Kinder richtigerweise zur Reckenfelder Schule! Der Bürgermeister darauf: "Mit Rücksicht auf die bevorstehende Errichtung eines neuen Schulgebäudes soll die Angelegenheit ruhen."

    Erster evangelischer Schulleiter wurde Lehrer Konermann (1929 - 1932), dem die Herren Bösken und Schröder von 1929 - 1933 als Hilfslehrer unterstellt wurden.

    Ihren Schulbedarf - dazu gehörten u.a.: Schiefertafel, Griffel, Bleistifte, Farbstifte, Hefte, Federhalter, Radiergummi - konnten sich die Schulkinder zu unterschiedlichen Zeiten in Reckenfeld kaufen. Die Eltern mussten also nicht nach Emsdetten oder Greven, um die Utensilien zu beschaffen, was zum Teil sehr schwierig war, wegen der miserablen Wegstrecken.

  • Im Jahr 1928 ist Laurenz Urban außer Dienst und will sich ein Zubrot verdienen. Er eröffnet im Haus A 23 - einem ehemaligen Schuppen, der sein Eigentum ist -, ein Schreibwarengeschäft.
  • Etwa 1935 ist ein Geschäft in dem Häuschen, was im Depot ein Trafohaus war, das Herr Steiner innehat. Er verkaufte Schulbedarf und Süßigkeiten.
  • Martha Lentz hatte - mindestens in den Jahren von 1952 bis einschließlich 1955 - einen Laden für Schreibwaren und Bürobedarf in Reckenfeld. Adressen: Grevener Straße 7 und 15.
  • Die evangelische Schule unterhält einen eigenen Chor. Zusammen mit dem evangelischen Kirchenchor treten sie bei einem Volksliederabend am 29.7.1931 im Lokal Berlage in Greven auf.

    Das Jahr 1933

    Am 30.1.1933 kam der Nationalsozialismus unter Hitler in Deutschland zur Macht. Das wirkte sich auch in Reckenfeld entsprechend aus. In dem ehemaligen Verwaltungsgebäude für das Depot B wurde eine Gauschule eingerichtet, wo die politischen Unterführer geschult und ausgerichtet wurden.

    Die Gauschule Reckenfeld gehörte zum Bezirk "Gau-Westfalen-Nord". Als Gauschulbeauftragter fungierte der in Reckenfeld wohnende (A 31) Wilhelm Schulze und Schulungsleiter war Hermann Lüdken, Emsdettener Str. (heute Industriestraße). Der Name "Gauschule" hielt sich in Reckenfeld noch sehr lange (bis zum Beginn der 1960er Jahre?), obwohl die Nazis da schon längst Geschichte waren.

    Besonders bewirkte die Naziherrschaft Einflüsse auf das Lehrpersonal beider Schulen und den ihnen anvertrauten Kinder aus.

    Die Schulen sind im Besitz folgender Fahnen: Katholische Volksschule: 1 Hakenkreuzfahne 1.20 x 2.50m, 1 schwarz-weiß-rote Fahne, Fahnenmasten. Evangelische Schule: 1 Hakenkreuzfahne 1.00m x 1.60m, 1 schwarz-weiß-rote Fahne, zwei Fahnenhalter 1 Bild des Führers nach B. Jakobs - Kosten: 50 RM für das Amt Greven. Zuständig für die Beflaggung der katholischen Schule in Reckenfeld ist Lehrer Karl Dilla, das legt am 17.3.1933 Amtmann Hueske fest. Das Toilettenhäuschen auf dem Gelände der Schule wird gebaut. Keine Heizung und keine Wasserspülung sind darin.

    Beflaggung: Lehrer Dilla am Anfang März 1933 an das Amt Greven: "… die NSDAP hat verlangt, dass das Schulgebäude auch weiterhin beflaggt bleibt und zwar mit schwarz-weiß-rot und Hakenkreuzfahne. Ich habe die Fahne heute Morgen entfernen lassen. Ich rechne damit, dass die NSDAP-Mitglieder nicht lange auf sich warten lassen. Ich bitte deshalb um schriftliche Anweisung, wie ich mich dem Verlangen nach Beflaggung verhalten soll." Das Amt teilt in einer Verfügung (Funkspruch) vom 6.3.1933 mit, "… dass dem außerordentlichen Wahlerfolg das Hissen der Hakenkreuzfahne auf kommunalen Dienstgebäuden Rechnung zu tragen ist."

    "Zuständig für die Beflaggung der katholischen Schule in Reckenfeld ist Lehrer Karl Dilla", das legt am 17.3.1933 Amtsbürgermeister Hueske fest.

    Am 3.5.1933 verfügte der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung: "Alle auf Grund kommunistischer Vorschläge gewählten Vertreter haben mit sofortiger Wirkung aus den Elternbeiräten der Schulen auszuscheiden. Das gleiche gilt für Vertreter, die aufgrund sozialistischer Vorschläge gewählt sind, wenn andernfalls eine Zusammenarbeit unmöglich erscheint. Polizeihauptwachtmeister K. wurde daraufhin mit den Ermittlungen beauftragt. Am 2.6.1933 reichte er eine Liste der Mitglieder der Elternbeiräte der katholischen und der evangelischen Schule in Reckenfeld ein. Da die führenden KPD-Funktionäre bereits im März 1933 verhaftet worden waren und 'politisch unbedenkliche' Ersatzleute ihren Platz in den Elternbeiräten eingenommen hatten, konnte der Bürgermeister am 6.6.1933 die vorgelegte Liste mit der Bemerkung 'einwandfrei' abzeichnen. Faktisch blieben jedoch die Schulvorstände als Mitwirkungsorgan der Eltern zunächst bestehen."

    In Greven mit der neben Elternhaus und Schule traditionell übermächtigen Kirche als Erziehungsinstitution konnte die HJ naturgemäß vor 1933 keinen rechten Fuß fassen. Erst bei der Beschlagnahme des Naturfreundeheimes am 28. 3. 1933 trat die HJ in einer größeren Aktion öffentlich auf; es ist anzunehmen, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen aus Reckenfeldern rekrutierte.

    11.12.1933: Aus Anlass der Explosionskatastrophe in Neuenkirchen wird Beflaggung an allen öffentlichen Gebäuden (in Reckenfeld die Schule) auf Halbmast veranlasst.

    Maßgebliche Personen

    Hueske.

    Vorndamme.

    Brune.

    Schlothmann.

    Peters.

    Carl Dierke, sen.


    Nach 1933

    Die Nationalsozialisten nehmen immer mehr das "Heft in die Hand". Besonders der Schulbereich - Lehrer und Kinder eingeschlossen -, wird für die abstrusen und ideologischen Zwecke eingespannt und missbraucht.

    Mit dem Jahr 1934 wurden alle Schulen von der Reichsstelle für den Unterrichtsfilm über die Landesbildstelle in Münster mit Unterrichtsfilmen - fast ausschließlich nationalpolitischen Inhalts - versorgt. Durch diese mit verbindlichen Vorgaben zentral gesteuerte Versorgung der Schulen mit Filmen konnte gezielte propagandistische Wirkung erzeugt werden. Unmutsäußerungen zeigen jedoch, dass die Eltern vieler Schüler im Amtsbezirk Greven dieser "Filmpolitik" der Nationalsozialisten nicht das gewünschte und erwartete Verständnis entgegenbrachten. Wiederholt beschwerten sich Eltern darüber, dass dieselben staatspolitischen Filme in den Schulen und bei den HJ-Abenden gezeigt wurden; die Eltern mussten also über ihre Kinder zweimal "Filmgeld" (Unkostenbeitrag) für denselben Film entrichten.

    Ab 1935 erfolgte fortan die Mitwirkung der Bürger an der Schulverwaltung nicht mehr auf parlamentarisch-demokratischer Grundlage, sondern nur noch in der Form "beratender Unterstützung des verantwortlichen Leiters. Nicht mehr die Eltern wählten ihre Vertreter, der Landrat bestellte nun in Abstimmung mit dem Kreisschulrat einen Ortsschulvorsteher und setzte die Zahl der Schulbeiräte fest. Einer der Schulbeiräte wurde durch den Landrat in Abstimmung mit dem Gebietsführer der HJ bestimmt, die anderen durch den Ortsschulvorsteher. Voraussetzung war, dass der örtliche Beauftragte der NSDAP der Ernennung dieser Schulbeiräte zustimmte. Der Regierungspräsident stellte nachdrücklich klar: "Während den Schul-Deputationen und Schulvorständen ein Beschlussrecht eingeräumt war, sind die jetzt zu berufenden Schulbeiräte lediglich in gewissen Fällen zu hören. Grundsätzlich bleibt es der Entscheidung des Leiters der Gemeinde bzw. des Ortsschulvorstehers ... überlassen, wie oft und aus welchem Anlass er die Schulbeiräte hören will."

    25.6.1935: Die Sonnenwendfeier nahm hier einen schönen Verlauf. Gegen Abend durchzogen Hitlerjugend und BDM die Straßen und gaben der Freude Ausdruck durch Gesang. Am neuen katholischen Schulhof wurde ein großes Feuer abgebrannt, wo Lehrer Arndt die Geschehnisse und die Sonnenwendfeier klarlegte. Mit dem Deutschland- und Horst-Wessel-Lied nahm die schöne Feier ihr Ende.

    2.7.1935: Großes Schulfest in der Gartenstadt Reckenfeld. Ein im Münsterland vollkommen neuartiges und hoffentlich sämtlichen Schulen zum Vorbild dienendes nationalsozialistisches Gemeindeschulfest feierte die Gemeinde Greven links der Ems am Freitag in Reckenfeld. Die Schulen von Reckenfeld, Aldrup, Westerode und Herbern nahmen an diesem großen Gemeindeschulfest teil. Reckenfeld zeigte am Freitag ein Flaggenmeer, und die Häuser waren mit Girlanden geschmückt. Der Ortsgruppenleiter hatte mit den Lehrern aus Reckenfeld ein ausgezeichnetes Programm ausgearbeitet, das sehr abwechslungsreich war.

    Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Gruppenkapelle des NS-Arbeitsdienstes aus Münster. Geländespiel, Reigen usw. wechselten in bunter Reihenfolge. Gegen Mittag wurden sämtliche Kinder mit einem geschmückten Wagen unter Vorantritt einer Kapelle durch die verschiedenen Bezirke des Ortes gefahren. Den Sportplatz des SC Reckenfeld hatte man in ein Kinderparadies verwandelt, wo es an gar nichts fehlen konnte. Den Auftakt des sich auf dem Sportplatz abwickelnden Programms bildete eine Jugendkundgebung. Nach einem Prolog, gesanglichen Darbietungen und herzlichen Willkommensgruß des Lehrers Dilla sprach Schulrat Knops (Münster). In klaren und verständlichen Worten erklärte der Schulrat den Kindern die Idee des Dritten Reiches.

    Das deutsche Volk hat sich wieder zusammengefunden, ist wieder von einem sicheren Glauben an den Lenker seiner Geschicke beseelt und steht heute geschlossen hinter dem Führer Adolf Hitler. Und im Rahmen dieser Volksgemeinschaft haben wir unsere Pflicht zu erfüllen und uns durchs Leben durchzukämpfen. Die Kinder müssen die Apostel unserer Bewegung sein, und das in der Schule vermittelte Gedankengut in das Elternhaus tragen. Wir wollen unsere Jugend in der HJ, BDM sehen und sie im Geiste unseres Führers erzogen wissen. Und durch diese im deutschen Geiste aufwachsenden Kinder muss das Elternhaus am gleichen Strang ziehen und zusammenarbeiten zum Wohle unseres deutschen Vaterlandes. Und nochmals rufe ich euch allen zu: Tretet ein in die Hitlerjugend, es ist die einzige deutsche Jugend. Den Erziehern der Kinder legte er vor allen Dingen ans Herz, sich gründlicher in die nationalsozialistische Lektüre zu vertiefen. Es soll kein Tag vergehen, an dem nicht der Lehrer seine Schüler an Hand von nationalsozialistischer Zeitungslektüre Aufklärung über die Erfolge unseres Führers gibt.

    Nachdem Lehrer Dilla dem Schulrat für die lehrreichen Worte im Namen der Gemeinde Greven links der Ems seinen Dank abgestattet hatte, brachte er ein dreifaches Sieg-Heil auf Führer, Volk und Vaterland aus, worauf die Anwesenden das Deutschland- und Horst-Wessels-Lied sangen. Aus der Feldküche wurde Bohnensuppe verabreicht, die den Kindern sehr gut mundete. Besonders war dies der Höhepunkt des Tages für die Jugend. In zwei Abteilungen wurde dann das mustergültige Arbeitsdienstlager besichtigt.

    Geschicklichkeitsübungen, Freiübungen und Reigen an den verschiedenen Spielständen boten für die Zuschauer Abwechslung. Am Nachmittag fand ein Kaffeetrinken mit Kuchen statt. Die Vorbereitung der Bohnensuppe, sowie des Kaffeetrinkens wurde von der NS-Frauenschaft Reckenfeld übernommen. Besonders erwähnt seien die Leistungen der einzelnen Schulen, die zusammen eine Freilichtbühne aufgebaut hatten, die bei den Anwesenden großen Anklang fand.

    Die Pausen wurden durch schöne Marschweisen ausgefüllt. Manchen Eltern und Kindern wird dieses Fest der echten Volksgemeinschaft noch lange in Erinnerung bleiben. Dieses Bild der Verbundenheit möchte man sich wirklich im ganzen Münsterlande wünschen. Alles in allem war dies ein Gemeinschaftsschulfest, wie man es von Reckenfeld nicht erwartet hatte. So gemütlich wie die Feier ihren Anfang nahm klang sie auch aus.

    10.10.1935: Der Landrat ersucht um Bericht über die Rassenzugehörigkeit der die öffentlichen und privaten Volksschulen besuchenden Kinder nach

  • Zahl der Volljuden
  • Zahl der ¾ Juden
  • Zahl der ½ Juden
  • Zahl der ¼ Juden
  • Lehrer Dilla und Arndt teilen kurz darauf dem Amt Greven mit, dass keine Kinder unter obige Aufstellung an beiden (ev./kath.) Schulen in Reckenfeld sind.

    Der Reckenfelder Schulvorstand trifft sich sehr selten: 1936 2x, 1937 1x , 1938 2x.

    7.1.1936: Schulfußball. Am Montagmorgen traten die beiden Schulen, die katholische und evangelische Schule, zum Wettkampf an. Bis zum Seitenwechsel führte die evangelische Schule mit 3:2, musste sich aber bis zum Schlusspfiff von der katholischen Schule mit 6:3 geschlagen bekennen.

    März 1936: Frau Gertrud Brötling soll als Hilfslehrerin diese Stelle übertragen werden. Obengenannte ist Führerin der NS Frauenschaft in Reckenfeld und hat sich als solche außerordentlich bewährt. Der RP beabsichtigt Dilla als Hauptlehrer an der katholischen Volksschule zu ernennen. Die Schulbeiräte haben keine Bedenken.

    17.4.1936: Amtseinführung des Hauptlehrers Pg. Dilla. Am Mittwoch fand im Rahmen einer Schulfeier die feierliche Amtseinführung des Hauptlehrers Pg. Dilla durch den Kreisschulrat Pg. Dr. Knops statt. Zu dieser Feier hatten sich auch die Jugendwalter und die Eltern der Schulkinder eingefunden. Nach Liedern und Gedichten der Schuljugend nahm Kreisschulrat Knops das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er einen Überblick über die Entwicklung Reckenfelds besonders auf dem Gebiete des Schulwesens gab.

    Aus dem politischen und wirtschaftlichen Chaos, das in der Siedlung Reckenfeld herrschte, ist unter nationalsozialistischem Einfluss eine mustergültige Siedlung mit geordneten Verhältnissen entstanden. Dank der unermüdlichen Arbeit des Bürgermeisters und Ortsgruppenleiters Pg. Peters sei dieser Erfolg errungen worden.

    Der Redner entwarf dann ein Bild von der nationalsozialistischen Schularbeit, wie sie in der kath. Schule geleistet wird. In diesem Geiste müsse die Arbeit fortgesetzt werden zum Wohle unseres deutschen Volkes und Vaterlandes.

    Amtsbürgermeister Pg. Vorndamme (Greven) beglückwünschte in seiner Ansprache Pg. Dilla zu seiner Ernennung zum Hauptlehrer. Staat und Partei, so führte er aus, haben Ihnen das Vertrauen geschenkt. Ich bin überzeugt, dass Sie im Sinne der Ausführungen des Schulrats Ihr Amt versehen und wünsche Ihnen für Ihre Arbeit vollen Erfolg. Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Pg. Peters brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Ortsgruppenleitung und Lehrkörper und Elternschaft weiterhin bestehen und sich festigen möge.

    Zum Schluss nahm Hauptlehrer Pg. Dilla das Wort. Nachdem er sich für die ehrenvollen Worte der Anerkennung besonders bei dem Schulrat bedankt hatte, führte er aus, dass er sich stets bemühen werde, sein Amt gewissenhaft und im Sinne nationalsozialistischer Kameradschaftlichkeit zu versehen. Hierzu erbat er sich auch weiterhin das Vertrauen der Schulaufsicht, der Kollegenschaft und der Eltern, sowie der Amts- und Gemeindevertretung. Zum Schluss brachte er ein Sieg-Heil auf den Führer aus, in dessen Sinne er sein Amt versehen wolle. Das Lied der Jugend beschloss die eindrucksvolle Feier.

    17.3.1936: Deutsche Jugend bei Gesang, Spiel und Sport. Die evangelische Schule Reckenfeld hatte die Eltern und Erzieher zu einem Abend in dem schön dekorierten Saal B. Rickermann eingeladen. Der Andrang war so stark, dass bereits vor Beginn der Veranstaltung der Saal bis auf den letzten Platz besetzt war.

    In seinen Begrüßungsworten wies Lehrer Kleine-Döpken auf den tieferen Sinn der Abende hin, der darin bestehe, zu zeigen, wie durch Chorgesang, Gemeinschaftsspiele und Sport in der Schule der Grundstein für den Gemeinschaftssinn gelegt und Liebe zur Heimat geweckt, deutsches Wesen gepflegt wird. Dann sangen der Chor sowie ein Schülerchor recht nette Volkslieder, die starken Anklang fanden.

    Eine besondere Freude bereitete das Musik-Quartett, das schöne Musikstücke zu Gehör brachte. Volkstänze, auf die einzelnen Altersstufen abgestellt, zeigten neben den turnerischen Übungen, wie man auf die körperliche Ertüchtigung der Jugend bedacht ist. U. a. wurden auch zwei Filme gezeigt. Im gemütlichen Kreise saß man noch froh beisammen.

    Die Herren Haverkamp in C und Dilla an der Bahnhofstraße müssen sich nicht gut verstanden haben. (U.a. Streit um die neu zu bauende Schule - kath./evang.- ). Deshalb gaben sie ihren Hunden den Namen des jeweilig anderen: Der Hund von Dilla hieß Haverkamp und der Hund von Haverkamp hieß Dilla. Da konnte man so richtig auf den anderen schimpfen...

    Im Oktober 1937: Ab dem genannten Monat wurde durch die Schulaufsichtsbehörde die Erteilung des Religionsunterrichtes in den Schulen untersagt. Dafür wurde ein Unterricht zur Vorbereitung der Kinder auf den Sakramentenempfang in der Kirche und in anderen pfarreieigenen Räumen eingerichtet.

    17.09.1937: Altmaterialien werden gesammelt. Am Montag findet die monatliche Sammlung aller Altmaterialien durch die Schulkinder in den Blocks statt. Die Einwohner Reckenfelds werden dringend aufgefordert, die verfügbaren Altmaterialien bei der Sammlung abzugeben und so die Arbeiten der Kinder für den Führer und das Vaterland im Sinne des Vierjahresplanes freudig zu unterstützen.

    8. Februar 1938: Dem Gendarmerie-Hauptwachtmeister von Greven l.d.E. (das müsste der in Reckenfeld wohnende Rostek sein) wird mitgeteilt, beim Bauern Schulze Sutthoff in Westerode werde durch den katholischen Geistlichen Kaplan Hellkuhl Religionsunterricht für schulpflichtige Kinder abgehalten. Der Beamte stellt sofort Nachforschungen an und teilte dem Amt Greven am 17.2.1938 mit, der Unterricht finde jeden Dienstag gegen 15.00 Uhr statt. Am 15.2.1938 habe er sogar Kaplan Hellkuhl persönlich angetroffen. Anwesend waren an diesem Tage ca. 12 Kinder (Mädchen) im Alter von 9-12 Jahren. Er habe den Kaplan nicht angesprochen und das Gehöft sofort verlassen. Der Beamte stellt am SchIuss seines Berichtes klar, dies sei eine "Umgehung des Verbotes", wonach "Religionsunterricht in den Schulen nicht mehr stattfinden soll."

    26.6.1938: Splitter der Woche: Zum Wochenbeginn nahmen sämtliche Lehrer und Lehrerinnen unserer Volksschulen an dem Lehrgang für Leibesübungen in Emsdetten teil. Die Teilnahme an diesem Lehrgang vermittelte den Lehrpersonen den Geist heutiger Körperertüchtigung und dieser wird sich in der gegebenen Anwendungsform nur zum Besten unserer Jugend auswirken.

    Bericht vom 1.7.1938: "Schulsportfest in Reckenfeld. Die Leibesertüchtigung unserer Jugend mit dem Ziel, kraftvolle und gesunde Menschen zu erziehen, ist der alleinige Verdienst des nationalsozialistischen Staates. Irgendwelche Zweifler mögen sich einmal die Jugend von heute bei Spiel und Sport ansehen und Vergleiche auf diesem Gebiet mit früher anstellen. Es ist doch hier ein großer Wandel zum Besten unserer Jugend eingetreten.

    Und so herrschte am Mittwochmorgen auf dem Sportplatz bei Leihsing sportlicher Hochbetrieb unserer Jungen und Mädel. Waren doch die Schüler und Schülerinnen der Volksschulen Reckenfeld I und II, Herbern, Westerode, Aldrup, Westladbergen und Saerbeck zum sportlichen Wettstreit angetreten. Nach dem Aufmarsch der 400 Teilnehmer folgte die Flaggenhissung mit dem Lied: "Auf! hebt unsere Fahnen!" Dann ergriff Lehrer Pingsten das Wort, um über den Sinn und Zweck des Schulsportfestes zu sprechen. Er führte u. a. aus: Die große Bedeutung des Sports für unsere Jugend zeigt sich darin, dass neben dem Reichssportfest und dem Sportfest der HJ nunmehr das Schulsportfest hinzugetreten ist. Die einseitige Erziehung früherer Zeiten musste einer gesunden und zweckmäßigerem Platz machen. Das Ziel der körperlichen Ertüchtigung umreißt der Führer mit den Worten: unsere Jugend muss sein zäh wie Leder, flink wie Wiesel und hart wie Kruppstahl. Dieses zu erreichen, sollen die Schulsportfeste mithelfen.

    Nun setzten zunächst die Wettkämpfe im 60-Meter-Lauf, Weitsprung und Ballweitwurf ein. Jeder versuchte das beste Ergebnis zu erzielen, denn nicht nur die Leistungen des Einzelnen, sondern auch das Gesamtergebnis der einzelnen Schulen wurde gewertet. Die Lehrpersonen hatten vollauf zu tun, um die Leistungen zu registrieren. Zum Schluss fand der Staffellauf der Jungen und Mädel statt. Inzwischen wurden eifrig die Leistungen ausgewertet und die Punktzahl ermittelt. Mit größter Spannung erwarteten dann die einzelnen Teilnehmer die Ergebnisse, die wie folgt lauteten:

  • Reckenfeld Schule I 197,6 Punkte. - Reckenfeld Schule II 201,7 Punkte, 1. Sieger (Handball als Preis)
  • Herbern 189, 75 Punkte - Westerode (einklassig) 192,1 Punkte, 2. Sieger (Schlagball mit Schläger als Preis)
  • Aldrup 185,0 Punkte - Saerbeck 193,4 Punkte - Sinningen 188,8 Punkte - Westladbergen 179,5 Punkte.
  • Sieger der Mädchenstaffel waren: 1. Saerbeck, 2. Westladbergen. Sieger der Jungenstaffel waren: 1. Reckenfeld Schule I - 2. Sinningen. Jeder Sieger erhielt einen Gymnastikball.
  • Die Einzelsieger der jeweiligen Schulen waren: Reckenfeld Schule I: Käthe Schiwon 289, Achim Richter 234 P. Reckenfeld Schule II. Elfriede Butschkowski 259, Heinz Tennie 251 P.

    Als Anerkennung erhielt jeder dieser Jungen eine Turnhose, die Mädel dagegen ein Turnhemd.

    Recht mächtig brausten dann die Nationallieder über das weite Sportfeld und ebenso kräftig das Sieg-Heil auf den Führer. Mit dem Einziehen der Flaggen erreichte dieses schöne Schulsportfest sein Ende."

    18.7.1938: Auch die Schulen werden sich für die Sicherstellung der Ernährung einsetzen. Sobald die Felder geräumt sind, werden unsere Jungen und Mädel dafür sorgen, dass keine Ähre umkommt. Welche Mengen gesammelt werden, ersieht man daraus, dass in Westfalen-Nord nach der vorjährigen Ernte 600 Doppelzentner von den Schulen abgeliefert werden konnten.

    Oktober 1938: Die Schulzahnpflege im hiesigen Amtsbezirk ist als vorbildlich zu bezeichnen. In der letzten Woche hatte Herr Dr. med. dent. Gronotte seinen Einzug in die Volksschule II gehalten. Vorher waren die Kinder schon durch die Lehrpersonen auf die Wichtigkeit der Zahnpflege verwiesen worden. Die Behandlung der Kinder nahm einen reibungslosen und erfolgreichen Verlauf. Anschließend hielt Dr. Gronotte an Hand von Karten einen Vortrag über Aufgabe und Pflege der Zähne. Wichtig ist, dass die Zähne jedes halbe Jahr überprüft werden. Die Eltern der Kinder sind erfreut über getroffenen Maßnahmen; einmal war die Behandlung kostenlos, zum anderen bleiben den Kindern die Zähne gesund und erhalten.

    (Aus den Akten) 1.12.1938: Umwandlung der konfessionellen in eine deutsche Schule. Es geht um die beiden konfessionellen Schulen in Reckenfeld. (Anzahl evang. Kinder: 120 - kath. Kinder: 210). Für eine solche Umwandlung stimmten Peters und Hösker wie auch Lehrer Rathert. Es konnte sich nicht entscheiden: der Beirat Kajüter, die Vertreter der Kirchengemeinden waren ablehnend gegenüber diesem Vorschlag. Schulbeirat Pingsten fehlte.

    (Aus den Akten) Letzter Eintrag 15.12.1938: Thema Umwandlung wie am 1.12.1938: Lehrer Pingsten fehlt erneut. Kajüter stimmt dem Antrag zu, nachdem Ortschulvorsteher und Amtsbürgermeister Vorndamme mitteilt, dass der Religionsunterricht nach der Umwandlung bleiben soll. Pfarrer Brune wie auch Pfarrer Schlothmann verharrten bei ihrer ablehnenden Haltung, während die übrigen Beiräte (Bürgermeister Peters, Beirat Rathert, Hösker) zustimmten. Beschluss: Um eine bessere Beschulung der volksschulpflichtigen Kinder der Gemeinde Greven l.d.E. zu ermöglichen, beschließe ich nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen und unter Sicherstellung des Religionsunterrichtes, dass die Volksschulen in der Gemeinde Greven l.d.E. mit Wirkung vom 1. April 1939 ab als deutsche Schulen eingerichtet werden, an denen gleichzeitig evang. und katholische Lehrkräfte anzustellen sind!

    Amtsbürgermeister Vorndamme intervenierte unverzüglich. Er setzte - nach eigener Darstellung - Schlothmann energisch zu und verpflichtete ihn, am folgenden Sonntag den Mehrheitsbeschluss der Beiräte (demokratische Legitimation!), die "die Einführung der Gemeinschaftsschule gutgeheißen haben", gleichfalls von der Kanzel bekanntzugeben.

    Dennoch erfolgten zahlreiche Einsprüche. In Greven erhoben 1.371, in Reckenfeld 403 Personen namentlich Einspruch gegen die vom Amtsbürgermeister beschlossene Einführung der Deutschen Schule. Bei den am 26.2.1939 in den Kirchen durchgeführten Abstimmungen waren es mehr als 95% der Kirchenbesucher.

    Am 15.2.1939 schrieb der Vater eines Reckenfelder Schülers einen zornigen Brief an den zuständigen Lehrer: Sein Sohn sei bestraft worden, weil er Filmgeld nicht mitgebracht habe. "Ich sehe nicht ein, dass die Kinder fast jede Woche mit der Forderung nach Hause kommen, sie müssten Filmgeld mitbringen. Falls sich dieses noch einmal wiederholt, werde ich selbst vorstellig werden oder andere Schritte unternehmen." Der unwillige Vater wurde vom Amtsbürgermeister persönlich mit großem Nachdruck auf seine Verpflichtung zur Zahlung des "gesetzlich vorgeschriebenen Lernmittelbeitrags für den Unterrichtsfilm" hingewiesen. Der Hinweis auf mögliche Konsequenzen einer fortgesetzten Weigerung scheint auch hier Erfolg gehabt zu haben.

    1939: Selbstverständlich mussten auf Geheiß der NSDAP auch die konfessionellen Schulen verschwinden und statt ihrer die sogenannten Gemeinschaftsschulen eingerichtet werden. Das geschah in Greven gegen den Einspruch der Geistlichkeit beider Konfessionen zu Ostern.

    Auch die evangelischen Amtsbrüder in Reckenfeld zeigten in der Abwehr nationalsozialistischer Übergriffe Entschlossenheit und Mut. Pfarrer Brune verkündete von der Kanzel unter Namensnennung die in seiner Gemeinde vollzogenen Kirchenaustritte, so den des Ehrenbürgermeisters und Ortsgruppenleiters der NSDAP in Reckenfeld, Friedrich Peters. Um gegen das ungerechte Urteil gegen Martin Niemöller zu protestieren, ließ er in Greven und Reckenfeld täglich von 15 bis 15.15 Uhr die Glocken läuten, was ihm schließlich am 15. März verboten wurde. Zur gleichen Zeit löschte in Reckenfeld Hilfspfarrer Bergmann die Kerzen auf dem Altar als stummen Protest! Sein Amtsvorgänger Helmut Bülow (seit 1.12.1935 in Reckenfeld) musste im Januar 1936 sich wegen abfälliger Bemerkungen über Hitler vor der Gestapo verantworten.

    Ab dem 1.4.1939 werden die konfessionellen Schulen aufgelöst. In Reckenfeld entsteht eine Gemeinschaftsschule mit 8 Lehrkräften. Rektor ist Herr Dilla. der Unterricht ist in beiden Gebäuden

    1939: Bei den Gemeindewahlen wurde u. a. die Lehrer und Lehrerinnen beim Zählen in die Pflicht genommen: Block A Lehrer Bernhörster und Lehrerin Heitkamp, Block B: Lehrer Josef Hüppe. Für den Block C: Lehrer Rathert, für den Block D: Lehrer Falkenreck, für die Bahnhofstr.; Hauptlehrer Dilla, Emsdettener- und Grevener Straße; Lehrerin Agnes Denneborg (bei Schwöppe).

    Im Februar und März erhielt die katholische Volksschule in Reckenfeld eine Lieferung von Büchern (Auszug) mit folgenden Titeln:

  • Zwei Jungens unter der Kriegsflagge
  • Das schnellste Schiff der Flotte
  • Landjahr Heil!
  • Jahrgang 98 an die Front
  • Deutsche Flagge
  • Preußisches Heldentum
  • Die Straßen Adolf Hitlers.
  • 1940 - Amtsbürgermeister Vorndamme: "… durch die Zusammenlegung der beiden konfessionellen Schulsysteme in Reckenfeld ist nur noch die Lieferung der Zeitschrift ‚Heimat und Reich' erforderlich."

    Am 7.7.1941: Von den Schülern und Schülerinnen der Volksschule Reckenfeld - so schreibt Lehrer Dilla - wurde nach abgeworfenen Flugblättern in mehreren Gebieten abgesucht und insgesamt 460 Flugblätter gefunden.

    Thema Luftschutzräume: Am 12.8.1943 hatte in Anwesenheit des Kreisbaurats eine Besichtigung der Luftschutzräume in den Schulen der Bauerschaften stattgefunden. Dabei war festgestellt worden, dass der Keller der Schule Reckenfeld (Grevener Straße) nicht splittersicher war. Keinerlei Schutzräume hatten bis zu diesem Zeitpunkt ferner die Schulen Reckenfeld (Dorfplatz), Herbern, Westerode, Pentrup und Schmedehausen.


    Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 - 1946)

    Vier von mehreren Volksschullehrern

    Wilhelm Arndt.

    Gerhard Gädigk.

    Wilhelm Knaup.

    Heinrich Falkenreck.

    Die ersten Schulkollegien nach dem Kriege waren: Katholisch: Arndt, Wilhelm; (Schulleiter); Mindel, Fräulein, Lehrerin; Bayer, Karl, Lehrer; Knaup, Wilhelm, Lehrer.

    Evangelisch: Falkenreck, Heinrich, Schulleiter; Frl. Grollmann, Frl. Hippler. Die ständig steigende Anzahl der Schulpflichtigen machte schon bald eine Erhöhung der Klassenkapazität notwendig. 1946 werden die Schulen aufgefordert, mitzuteilen, ob nationalsozialistische Schulhefte bei den Kindern vorhanden sind. Im April 1946 wird dem Landrat mitgeteilt, dass keine Schulhefte vorhanden sind.

    Schulkinder

    Franz Buschkühl.

    Gerhard Fisseler.

    Werner Zumdick.

    Mechthild Wendker.

    Hildegard Boes.

    Czekalla-Töchter.

    Willi Eppe.

    Weitere Volksschullehrer und anderes Personal

    Karl Bayer.

    Hermann Wollschläger.

    Frau Jaquemotte (Hausmeisterin).

    Frau Duscha (Köchin für die Schulspeise).

    Fritz Brendel - Schulpflegschaftsvorsitzender ab 1956.

    Zwei Handwerker

    Martin Haverkamp.

    Albert Knippfeld.

    Zwei selbständige Handwerker aus Reckenfeld, die Arbeiten für die Schule ausgeführt haben.

    Eine vorübergehende Änderung brachte dann die ersten Nachkriegsjahre. Von Februar 1945 bis Februar 1946 fiel der Unterricht aus. Am 26. April 1946 - fast 1 Jahr nach Beendigung des Krieges - beginnt die Unterrichtung wieder, allerdings in sehr bescheidener Form: Beide Schulen erhalten je einen Klassenraum in der heutigen Grundschule.

    Am 14. Januar 1946 hat die Militärregierung in Deutschland (Britisches Kontrollgebiet) eine Erziehungsanordnung Nr. 1 an die Deutschen Behörden gesandt, und die Ansicht vertreten, dass die konfessionelle Gliederung der öffentlichen Volksschulen in Deutschland verschoben werden muss, bis eine repräsentative Regierung in Deutschland vorhanden ist.

    Am 23. Februar 1946 sendet der Landrat in Telgte an den Amtsbürgermeister in Greven eine Verfügung des RP über die Angelegenheit der Wiedereinrichtung der konfessionellen Volksschulen.

    Die Erziehungsberechtigten werden aufgefordert, eine Willenserklärung abzugeben, wenn sie die konfessionellen Volkschulen verlangen. Am 4.4.1946 liegt die Abstimmung für Reckenfeld fest: 283 Stimmen für die katholische Konfession, 126 für die evangelische Konfession, 12 katholische Neinstimmen, 31 evangelische Neinstimmen. Die Gemeinde hat 452 Kinder im Alter von 5-13 Jahren. Von Februar 1945 bis Februar 1946 haben Reckenfelder Kinder in Reckenfeld keinen Unterricht. Die Schule am Kirchplatz ist zur polnischen Schule geworden. Die evangelische Schule wurde durch evakuierte Familien aus A und B belegt. Ein Teil der Reckenfelder Kinder geht in Herbern zur Schule.

    Bürgermeister Heimsath (nur für Reckenfeld zuständig) teilt am 8.5.1946 dem Bürgermeister (in Greven) telefonisch mit, dass vier! Familien in Reckenfeld gegen die konfessionellen Schulen sind.

    Ab April 1946 wird je ein Klassenraum in der Schule am Wittlerdamm für evangelische bzw. katholische Kinder freigemacht. Der Unterricht ist vor- und nachmittags in mehreren Schichten.

    1946 werden die Schulen aufgefordert, mitzuteilen, ob nationalsozialistische Schulhefte bei den Kindern vorhanden sind. Im April 1946 wird dem Landrat mitgeteilt, dass keine Schulhefte vorhanden sind.

    Im August 1946 waren incl. der evakuierten Kinder aus Reckenfeld 81 Kinder in der Schule in Herbern. Wegen des beschränkten Raumes ist der Unterricht erheblich eingeschränkt worden.

    Besetzung der beiden Konfessionsschulen

    Evangelische Schule: Falkenreck, Heinrich 1946-1950 - Gädigk, Gerhard ab 1950 - Kurzmann, Lothar ab 1947 - Katholische Schule: Arndt, Wilhelm 1946-1951 - Kemper, Anton ab 1951

    1947 bis 1949

    In Reckenfeld machte sich besonders bei den Kindern die Unterernährung stark bemerkbar. Im Juni 1947 wurde deshalb für alle Normalverbraucher und Teilselbstversorger Schulspeisung eingeführt. Mit der Währungsreform 1948 stellte etwa die Hälfte der Kinder die Zahlung für die Schulspeisung ein, das Geld war knapper geworden.

    Eine Zeitzeugin hierzu: "An großer Appetitlosigkeit litten allerdings sämtliche Schüler, wenn es den dicken, zähen Brei gab, der aus Erbsen - bzw. Bohnenmehl bestand. Jedoch in der Nachkriegszeit durften diese wohltätig Spenden der Amerikaner, auf gar keinen Fall irgendwo entsorgt werden. Darum kontrollierte Lehrer Bayer an solchen Tagen, unsere Henkelmänner und Töpfe besonders sorgfältig. Notgedrungen lautete daher unsere Devise, Nase zuhalten und dann runter damit."

    Im Jahre 1947 ist an der katholischen Volksschule Frau Jaquemotte als Hausmeisterin tätig.

    Am 12.4.1947 teilt der RP allen Schulräten im Bezirk mit: Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach. Seine Erteilung an einer Schule hat zu erfolgen wenn mindestens 12 Schüler sich dort befinden, deren Erziehungsberechtigte die religiöse Erziehung wünschen.

    Anfang 1948 kann jede Schule 2 Räume in diesem Gebäude benutzen. Der 2.5.1950 bringt die Wiedereinführung der alten Verhältnisse. Die Schule an der Grevener Straße beherbergte wieder die evangelischen, die Schule in der Ortsmitte die katholischen Kinder. Die Leitung der katholischen Schule haben inzwischen Herr Arndt und die der evangelischen Herr Falkenreck übernommen.

    1949 erhält die Schule am Wittlerdamm einen neuen Außenputz und der Schulhof wird eingezäunt.

    Nach der Polenzeit: (Über den äußerlichen Zustand Reckenfelds gibt dieser Zeitungsausschnitt Auskunft. Westfälische Nachrichten (Dezember 1949)) Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass durch die Auflösung des Lagers nunmehr die vierklassige katholische Schule frei geworden ist. Jahrelang mussten 400 Schulkinder in drei Klassenräumen unterrichtet werden. Allerdings wird die Herstellung der katholischen Schule noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da sie zu sehr verwohnt wurde. Immerhin handelt es sich um eine durchaus moderne Schule. Etwa die Hälfte des Inventars, besonders die Bänke, sind verschwunden, vermutlich zu Kleinholz gemacht und verheizt worden. Das übrig gebliebene Inventar ist stark reparaturbedürftig. Die Instandsetzung der Schule einschließlich der Ergänzung des Inventars wird aber nur mit Regierungszuschuss möglich sein.

    Aus der Zeitung: 1949 - Sitzung der Gemeinderäte Greven l.d.E.: Der Wohlfahrtsausschuss teilt auf Anfrage mit, dass die Schulspeisung prinzipiell frei sei. Es entstehen Kosten für Transport und Zubereitung von 5.000 DM. Von den Eltern wurden teilweise die Beträge nicht bezahlt, so sind bald die Reserven ausgeschöpft.

    1950 und Folgejahre

    Ab dem 6.3.1950 ist Lehrer Knaup nach Reckenfeld abgeordnet. In Herbern fällt die 2. Stelle weg. Schulkinder in Herbern: 59.

    Im Mai 1950 sind bis auf einige kleinere Teile die neuen Schulmöbel eingetroffen.

    1950: Nach der Freigabe durch die Polen wurde die katholische Schule renoviert. Sie konnte mit ihren vier Klassenräumen ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden.

    Feststellung der von den Polen hinterlassenen Schäden: Im Dezember 1950 wurde mit der Planung für den damaligen Dorfplatz begonnen und die sogenannte alte Schule an der Grevener Straße wurde renoviert.

    Aus der Zeitung: 1950 - Antrag auf eine vierte Lehrerstelle an der ev. Schule in Reckenfeld: Die Zahl der Kinder ist auf 187 gestiegen, die vier Klassen werden von nur drei Lehrern unterrichtet. Das hat zur Folge, dass ein Viertel der Unterrichtsstunden pro Klasse ausfällt. Die Gemeinderäte erklärten sich einverstanden.

    Aus der Zeitung: 1950 - Schulspeisung: In der Frage der Schulspeisung wurde eine Bedürftigen-Speisung an zwei Tagen in der Woche vorgeschlagen. Es soll geprüft werden, welche Kinder in Frage kommen.

    Aus dem Protokoll Gemeinde Greven l.d.E. vom 2.3.1950: Freigabe der neuen Schule in Reckenfeld durch die Militärregierung. Nach Freigabe der katholischen Schule wurde nur ein Teil der Inneneinrichtung vorgefunden. Der verloren gegangene Teil muss durch Neuanschaffung ersetzt werden. Im Mai 1950 sind bis auf einige kleinere Teile die Schulmöbel eingetroffen.

    Lehrer Falkenreck stellt am 8.8.1950 den Antrag für den kommenden Winter für Öfen bzw. Heizung zu sorgen. Die alte Ofenheizung ist defekt, deshalb müssen drei neue Öfen beschafft werden. Noch besser wäre es, eine Zentralheizung einbauen zu lassen.

    Ab dem 1.12.1950 wird eine Hauptlehrerstelle an der evangelischen Schule eingeführt. Besetzt wird sie durch Gerhard Gädigk.

    1950: An der evangelischen Schule wird ein neues Schalthaus für C und D erbaut, weil der Querschnitt der Leitung zu gering war. (Anm.: Der Turm steht auch im Jahre 2018 noch)

    1951 herrschte Kohlennot - Kohle wurde zeitweisez zentner- und sogar pfundweise geliefert.

    Vom 22.1.1951 bis Ostern 1951 wird in der katholischen Schule in wöchentlichem Wechsel vor- und nachmittags unterrichtet.

    Lehrer Gädigk wird in den Schulvorstand gewählt um die Interessen der evangelischen Schule in Reckenfeld wahrzunehmen.

    Aus der Zeitung: 1951 - Christa Harrach erzielt beim Schulsportfest in Greven im Jahrgang 1939 von der evangelischen Schule im Dreikampf 82 Punkte und wird damit Beste. Bei den Jungen erzielt Fritz Börger von der ev. Schule im Dreikampf 55 Punkte, Jahrgang 1940.

    In den 1950er Jahren erhält die Wäscherei Artur Gernard mehrmals den Auftrag von der Stadtverwaltung Greven, Gardinen von der "alten Schule" abzunehmen, sie zu waschen, zu bügeln und wieder aufzuhängen. Diese Aufträge wurden zunächst mit dem Bollerwagen ausgeführt.

    1951 stellt Hauptlehrer Gädigk den Antrag, bis auf 12 vorhandene Schulbänke, die klapprig und gesundheitsschädigend sind, durch neue auszutauschen. Der Rat solle den Kauf beschließen. Der Rat: 1951 seien keine Mittel mehr vorhanden. 2.500 DM an Kosten kämen auf die Amtsverwaltung zu. Der Rat beschließt für 1952 eine Kürzung für das Inventar. Der Amtsdirektor teilt Gädigk mit, dass eine Klasse mit neuem Mobiliar versehen wird.

    Die Mängel an den Aborttüren und an der Müll- und Jauchegrube beseitigt das Bauamt.

    Im Juli 1952 sind die Zusagen - eine Klasse mit neuen Bänken zu versehen - immer noch nicht erfolgt, teilt die Elternpflegschaft der evangelischen Schule mit.

    Am 1.4.1951 wird aus dem Lehrer- und Lernmittelzimmer der Kochkessel (früher für die Schulspeisung) entfernt.

    Ab dem Jahr 1952 übernehmen die Familien Kitzmann und Kliche gemeinsam die Hausmeisterstelle in der evangelischen Schule. Im selben Jahr scheidet Lehrer Wilhelm Arndt als Hauptlehrer aus dem Dienst.

    Aus der Zeitung: 1952 - Neuer Schulvorstand: evangelische Schule u.a. mit Gädigk, Fabian und Grohe.

    Im katholischen Schulvorstand sind Stäblein und Kemper gewählt. Am 8.7.1952 wird wegen der spinalen Kinderlähmung die evang. Schule bis 20.7. geschlossen und wird dann noch einmal die Schließung bis zum 30.9. verlängert.

    Im Mai 1952 wird als neuer Vorsitzender der Schulpflegschaft Herr Plewka gewählt.

    Ab dem 1.11.1952 baut dort die Firma Ernst, Reckenfeld, die Zentralheizung ein und erstellt einen Fahrradkeller.

    Erst im Dezember 1953 werden 28 Säulentische, 56 Drehstühle, 1 Lehrertisch u.a. von der Firma Flötotto geliefert.

    Im Jahr 1953 gibt es an der evangelischen Schule 18 Gastschulkinder (aus dem Nordwalder Teil von Reckenfeld). Die Gemeindevertretung legt am 8.5.1933 - (der Schulvorstand hatte am 4.4.1933 das beschlossen) - fest, dass das Fremdschulgeld 37,-- RM pro Jahr beträgt.

    Englisch-Unterricht wird seit 1952 an der evangelischen Volksschule erteilt. Lehrer Falkenreck erteilt 57 Stunden. Hauptlehrer Gädigk beantragt dafür eine Sondervergütung, weil außerhalb der Pflichtstunden geleistet: Stundenvergütung 4,-- DM-

    1953: Der von der Elternschaft im Vorjahr eingeführte Englisch-Unterricht auf freiwilliger Basis wird in zwei Wochenstunden gegeben.

    Eine Zeitung, 1954: 90 Kinder verlassen die Schulen. Die Schulentlassung steht unmittelbar bevor. Die Berufsfrage nimmt einen breiten Raum im Denken der Kinder und im Familienkreis ein, verbunden mit den Bemühungen um eine Lehrstelle. Ein erheblicher Teil der Kinder ist noch nicht beruflich versorgt. Da im Handwerk nicht ausreichend Lehrstellen zur Verfügung stehen, muss sich ein Großteil den angebotenen Lehrstellen anpassen. Eine erhebliche Anzahl der Kinder kommt in der Textilindustrie und in der ansässigen Polstermöbelindustrie unter. Die meisten der Schüler sind gerade erst 14 Jahre alt geworden, und stehen bereits im Berufsalltag.

    Am 22.3.1954 werden 14 Jungen und 20 Mädchen aus der 8. Klasse der evangelischen Schule entlassen. Bei der Feier sind anwesend: Stellvertretender Bürgermeister Lothar Fabian, Pfarrer Fritz Esch, mehrere Gemeindevertreter und Mitglieder der Elternpflegschaft.

    Eine Zeitung am 7. Februar 1955: Die Ministerpräsidenten der Bundesländer unterzeichnen in Düsseldorf ein Abkommen, das die Vereinheitlichung des bundesdeutschen Schulwesens zum Ziele hat. Nach dem Kriege sind unter dem Einfluss der Besatzungsmächte und durch die Kulturhoheit der Länder stark unterschiedliche Schulformen geschaffen worden. Durch das Düsseldorfer Abkommen wird immerhin ein einheitlicher Beginn des Schuljahres nach den Osterferien gewährleistet. Als gemeinsamer Schultyp werden Volks- und Realschule sowie das Gymnasium festgelegt. Weiterhin garantieren die Länder die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen und Prüfungen.

    25.2.1955: Schulabgänger: Ein besonderer Bedarf an Nachwuchs besteht zurzeit bei den Bäckern, Müllern, Gärtnern, Malern, Tischlern.

    März 1955: 50 Kinder aus den Volksschulen werden entlassen. Meist handwerkliche Berufe werden angestrebt: Maurer, Schlosser und Gärtner. Sowohl bei Jungen und Mädchen ist der kaufmännische Beruf noch stark als Wunsch zu verzeichnen.

    Um 1955: Trotzdem, dass die Reckenfelder Bevölkerung nicht reich genannt werden kann, besucht doch eine beträchtliche Anzahl der Kinder die höheren Schulen in Emsdetten, Greven und Münster. Das ist den meisten Eltern nur möglich, weil ihre Kinder zu Hause wohnen und essen können.

    Am 1.12.1955 zieht Lehrer Falkenreck mit seiner Familie aus der Dienstwohnung in der Schule in sein Eigenheim an der Adlerstraße ein. Die Lehrer-Dienstwohnung wird nun von der Familie Kliche bezogen.

    Sirenen im Ort

    Um die Zeit der 1950er Jahre waren in Reckenfeld drei Sirenen installiert worden, eine auf dem Dach der katholischen Schule in der Ortsmitte. Die Sirenen waren für den Luft- und Katastrophenschutz gedacht - die Feuerwehr durfte diese jedoch mitbenutzen.

    Bauliche Veränderungen an beiden Schulen bzw. Neubau eines Lehrerhauses

    1953 erste Erweiterung der katholischen Schule. Die Erweiterung beträgt 16 Meter.
    1953/54 erste Erweiterung der evangelischen Schule
    1958 zweite Erweiterung der evangelischen Schule
    1958 zweite Erweiterung der katholischen Schule

    Die Erweiterungsarbeiten an der katholischen Volksschule sind fast abgeschlossen. Quelle: Zeitung
    Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1956. Quelle: LWL
    Stand nach Abschluss aller Arbeiten des 2. Abschnitts zur Erweiterung der Schule. Ende der 1950er Jahre.

    Die evangelische Volksschule wird erweitert. Auch eine Lehrerwohnung steht nach Abschluss der Arbeiten einer Lehrperson zur Verfügung (Falkenreck). Quelle: Böckmann An den Bauarbeiten der katholischen Volksschule und des Lehrerhauses (Kemper - an der Straße nach Emsdetten) waren Röber, Brockötter, Ernst und Marschewski aus Reckenfeld beteiligt, veröffentlicht eine Zeitung am 20.8.1955. Das Foto stammt aus den 1950er Jahren. Quelle: Böckmann

    Am 25.2.1955 schreibt eine Zeitung: Ein besonderer Bedarf an Nachwuchs besteht zurzeit bei den Bäckern, Müllern, Gärtnern, Malern und Tischlern.

    1955 machen die evangelischen Schulkinder (6.-8. Schuljahr) eine Busfahrt ins Münsterland. An Kosten müssen die Eltern: 2,53 DM bezahlen. Ab Mai 1955 macht sich in Emsdetten und Greven Typhus breit. In Reckenfeld erkranken nur vereinzelt Erwachsene

    Aus der evangelischen Volksschule werden 50 Kinder entlassen. Meist handwerkliche Berufe werden angestrebt: Maurer, Schlosser, und Gärtner. Sowohl bei Jungen und Mädchen ist der kaufmännische Beruf auch stark gefragt. Aus einer Zeitung: 1956 - Der ständig wachsende Verkehr in Reckenfeld hat die Aufstellung von Schildern "Schule" notwendig gemacht, da beide Volksschulen an Hauptverkehrsadern liegen.

    Am 15.5.1956 besuchen 160 Kinder die evangelische Schule.

    Ein Jahr später sind es 169 Kinder, die in vier Klassenräumen unterrichtet werden.

    Ab 1956 ist Herr Brendel neuer Schulpflegschaftsvorsitzender, Stellvertreterin ist Frau Goertz.

    1956: Die Trinkwasserversorgung an der evangelischen Schule ist gefährdet. Der Brunnen für die Trinkwasserentnahme wurde seitens des Gesundamtes stillgelegt.

    Der RP teilt am 9.4.1958 der Stadtverwaltung Greven mit, dass der Erweiterungsbau (1. Bauabschnitt) der katholischen Volksschule in Reckenfeld und die Turnhalle gebaut werden können.

    Im Jahre 1959 wird in der evangelischen Schule die Koksheizung durch eine Ölheizung ersetzt.

    Im Juni 1959 wird der "Stinkgraben" an der Grevener Straße - gegenüber der evangelischen Schule - offener Abfluss der Fleischerei - verrohrt. Rattenplage an der Schulhausmeisterwohnung!

    Anfang Juli 1959 wird mit dem Erweiterungsbau an der evangelischen Volksschule begonnen. Der RP hatte die Genehmigung am 7.4.1959 erteilt. 247.000 DM werden dafür veranschlagt. Der I. Bauabschnitt teilt Architekt Cornelius, Greven, im Dez. 59 mit, sei bis zum Beginn des neuen Schuljahres fertiggestellt. Der II. Bauabschnitt soll wegen des Schulbetriebes in mehreren Etappen erfolgen.

    1959: Zu dieser Zeit ist Paul Wilhelm Schulpflegschaftsvorsitzender der evangelischen Schule.

    Vornehmlich in den 1930er Jahren aber auch in den 1950er Jahren wurden Räume der beiden Schulen auch für andere Sachen genutzt:

  • Mütterberatung der NSG (regelmäßige Veranstaltung)
  • Elternabend mit einem großen Konzert
  • NSG-Beratungsstunde
  • Elternabend: Der hiesige Chor bringt Lieder zu Gehör
  • Schulungsabend des Reichsluftschutzbundes
  • Gesundheitssprechstunde (regelmäßige Veranstaltung)
  • Dienstabend BDM (Bund Deutscher Mädchen)
  • Bunter Abend der kath. Schule Reckenfeld, um die Verbundenheit zwischen Elternhaus und Schule zu stärken
  • Lehrgang der Selbstschutzkräfte des RLB
  • Selbstschutzkursus des Reichsluftschutzbundes
  • Wasserschau (Ein großes Reckenfelder Problem: das Wasser)
  • Registrierungsstelle für die Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft

  • Zeitzeugen berichten

    Franz Buschkühl: "1932 wurde ich eingeschult und ging in die evangelische Volksschule mit vier Klassen. Der Unterricht fand teilweise vormittags und nachmittags statt, auch im Haus vom Gasthof Brinkmeyer. In der Schule gab es wiederholt Probleme mit dem Lehrer Dilla. Bei der geringsten Unachtsamkeit gab es - wiederholt - Schläge. Dann kam ich zu meinen Großeltern nach Effeln (Krs. Lippstadt). Hier galt nur: Schule, Schulsachen machen und dann auf dem Hof mitarbeiten. Es konnte sogar sein, dass vor Schulbeginn schon die Kühe gemolken werden mussten."

    Paul Hock (USA):

    "Meine Schulzeit wurde um 1 Jahr verlängert, weil wir doch so viel Zeit verloren haben mit dem ewigen Fliegeralarm. Kaum waren wir in der Schule, mussten wir wieder nach Hause. Das ging so von 1941 bis zum Ende des Krieges."

    Manfred Rech: "Meine Schulzeit begann mit Verspätung. Meine Eltern waren der Meinung, dass ich nach der Flucht vor den Russen aus dem Raum Delitzsch - noch einiges aufzuholen hätte und baten darum, dass ich statt im April erst im Juli 1946 eingeschult werden sollte. So kam es dann auch."

    Manfred Rech: "Als wir in der 7. bzw. 8. Klasse waren (1953/54) erinnere ich mich, kamen Herberner Bauern in die Schule und fragten, wer von den Jungs bei der Kartoffelnachlese hilft. Ich meldete mich auch einmal und alle Kinder erhielten für den Nachmittag 1,50 DM, Kaffee und ein Butterbrot. Wie das Brot belegt war, weiß ich nicht mehr."

    >Bernhard Rautenberg: "1939 wurden die Konfessionsschulen aufgehoben und wir wurden Ostern 1940 von Rektor Dilla verabschiedet. Aus dem Gedächtnis: die im Laufe der Jahre "verschlissenen" Lehrkräfte: Becker, Bernhörster, Bösker, Bröking, Denneborg, Dilla, Drews, Falkenreck, Ferka, Freiberger, Großarth, Hack, Heitkamp, Hessling, Hüppe, Kleine-Doepke, Konermann, Meurer, Rathert, Schmaloer, Schröder, Seeboth, Sprokamp."

    Paul Hock, (USA): "Ich bin in der neuen Schule (Ortsmitte) eingeschult worden. Nach dem Krieg gab es ein 'tolles' Durcheinander. Wir mussten aus der Schule raus, weil die Engländer ihre Headquarters da eingerichtet haben. So hab ich auch kurzfristig in der Herberner Schule verbracht. Danach dann in der alten Schule. Auch wurden mehrere Klassen zusammengewürfelt. Es gab vormittags sowie nachmittags Schulunterricht."

    Mia Börger:

    "Nach dem Krieg konnten Frauen, deren Männer im Krieg gefallen waren, einen Antrag auf vorzeitige Entlassung der Kinder aus der Schule stellen, damit sie zum Familieneinkommen beitragen konnten."

    Aufzeichnungen von Juliane Thiel: "Im April 1943, also während des Zweiten Weltkrieges, wurden wir eingeschult. Unsere erste Klassenlehrerin hieß Fräulein Heitkamp. Der Schulleiter war Rektor Dilla. Statt mit einem freundlichen ‚Guten Morgen', begrüßten sich hier Lehrer und Schüler, wie zu der Zeit üblich, mit einem kräftigen ‚Heil Hitler'. Da der Unterricht häufig von Sirenengeheul unterbrochen wurde, verbrachten wir manche Stunde in den Kellerräumen unserer Schule. Gott sei Dank war dieser Spuk nach zwei Jahren beendet.

    Doch dann kamen die Polen nach Reckenfeld und besetzten die Wohngebiete in A und B, die Ortsmitte so wie auch unsere Schule. In den Klassenräumen der sog. ‚alten Schule', wurden nun wohnungslos gewordene Familien untergebracht. Wir Schüler konnten uns über Ferien freuen, die fast ein ganzes Jahr andauerten. Es bestand zwar die Möglichkeit, die kleine Schule in Herbern zu besuchen, aber der Fußmarsch dorthin war doch ziemlich beschwerlich. Außerdem musste man aus Platzmangel ständig damit rechnen, am Unterricht entweder stehend, oder auf dem Fußboden sitzend, teilzunehmen.

    >Nach Ostern 1946 konnte endlich der Schulunterricht wieder aufgenommen werden. Alle Schüler/innen mussten sich nun die wenigen Klassenzimmer, der alten Schule, teilen. Drei bis vier Jahrgänge bildeten zunächst eine Klasse. Außerdem fand der Unterricht im wöchentlichen Wechsel, einmal vormittags und einmal nachmittags statt. Nachdem sich die Verhältnisse einigermaßen normalisiert hatten, wurden jeweils zwei Jahrgänge in einer Klasse untergebracht.

    Frau Hörsken übernahm unsere Klasse. Wer könnte jemals diese kleine, runde, unmögliche Person vergessen, die jeden Morgen, mit einer schwarzen Melone behütet, die Schule betrat. Wie aus heiterem Himmel wurden wir plötzlich zu Wildschweinen, alten Böcken, Schnattergänsen oder zu anderen Gestalten aus "Brehms Tierleben." Mindestens einmal pro Woche ließ sie uns wissen, dass sie lieber in Münster Steine klopfen würde, als uns zu unterrichten. Frau Hörsken zog es später wirklich in Richtung Münster. Ob sie dort tatsächlich Steine gepickt hat, konnten wir leider nie erfahren.

    Nun wurde Fräulein Fedrowits unsere Klassenlehrerin. Sie versuchte mit großem Einsatz, hin und wieder sogar mit dem Rohrstock, unsere Wissenslücken auszufüllen. Sehr schlechte Karten hatten bei ihr solche Schüler, die in der Religionsstunde die aufgegebenen Bibeltexte nicht fließend vortragen konnten. Danach wurde unsere Klasse, von dem noch sehr jungen Lehrer Bayer übernommen, den wir alle, natürlich - nur wenn er nicht in der Nähe war, einfach Charly nannten.

    Ein sehr wichtiges Amt an unserer Schule bekleidete damals auch Frau Duscha. Sie war für das Anrichten und Verteilen der Schulspeisung zuständig. Mit großem Heißhunger verputzten wir Leckereien wie z. B. Brötchen mit Erdnussbutter, klare Brühe oder die kleinen 50g-Tafeln Schokolade, die es aber leider nur einmal monatlich gab. An großer Appetitlosigkeit litten allerdings sämtliche Schüler, wenn es den dicken, zähen Brei gab, der aus Erbsen - bzw. Bohnenmehl bestand. Jedoch in der Nachkriegszeit durften diese wohltätigen Spenden der Amerikaner auf gar keinen Fall irgendwo entsorgt werden. Darum kontrollierte Lehrer Bayer an solchen Tagen unsere Henkelmänner und Töpfe besonders sorgfältig. Notgedrungen lautete daher unsere Devise, Nase zuhalten und dann runter damit.

    Höhepunkte in unserem Schulalltag bildeten die Wandertage. Mit Gesang und Bärbel Rischers Gitarrenbegleitung ging es ab in die Botanik. Mal war das Ziel die alte Wassermühle in Westerode, mal die Sonnenuhr in Gimbte. Nur das Plündern von Apfelbäumen, stand nicht auf dem Programm. Daher wurde uns auch dieser einmalige Ausrutscher sehr übel genommen.

    Die Samba, ein neuer Modetanz, begeisterte zu dieser Zeit ganz Deutschland. Nur in der Gemeinde Greven war dieser Tanz, wegen seiner angeblich unzüchtigen Bewegungen. verpönt. Uns Mädchen machte es natürlich riesigen Spaß, heimlich in den Pausen, einige Sambaschritte auszuprobieren. Bis uns Lehrer Bayer auf die Schliche kam, und wir eine sehr schmerzhafte Bekanntschaft mit seinem Rohrstock machten. Zum Glück hat diese drakonische Strafe weder bei Magdalene Handschuh noch bei mir bleibende Schäden hinterlassen.

    Unser letzter Klassenlehrer, Schulleiter Arndt, war ein etwas älterer strenger Herr. Sobald es im Klassenraum unruhig wurde, machte uns Lehrer Arndt lautstark und unmissverständlich klar, dass wir dies Gescharre mit den Füßen, dies Geschwänzle mit den Zöpfen, dies Gekreische, dies Gejohle und dies Gefeixe augenblicklich einzustellen hätten. Die ausführlichen Berichte über seine Heimatstadt Glogau gehörten von nun an zum festen Bestandteil unseres Erdkundeunterrichts. Manchmal bat er unsere Mitschülerin und Freundin Bärbel, die ja auch aus Schlesien, genauer gesagt aus Langenbielau bei Breslau, stammt: ‚Trag doch bitte der Klasse ein Gedicht in unserer Mundart vor'. So lernten wir schon recht frühzeitig, neben dem westfälischen Platt, eine weitere ‚Fremdsprache' kennen.

    Zum Schluss möchte ich noch erwähnen: Jede Lehrperson hat auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen, dass wir nach Beendigung unserer Schulzeit problemlos auf die Menschheit losgelassen werden konnten."

    Juliane Thiel:

    "Wir waren auf dem Weg (Kanalstraße) zur 'alten Schule' etwa dort, wo heute Elsbeth Schlick ihr Wohnhaus hat, also am Wittlerdamm/Kanalstraße -, als ein Flugzeug in Richtung Beckermann und Wald herunterging. Der Absturz war grässlich: Die Insassen hingen in den Bäumen und waren tot. Es sei ein deutsches Flugzeug gewesen."

    Lore Milles: "An der Grevener Straße - wir mussten von der evangelischen Schule bis A - trafen wir nach Schulende unweigerlich auf katholische Kinder. Und dann gab es Kloppe. Das war geschürt von den Eltern!"

    Bernhard Henke:

    "Beim Hausbau von dem Lehrer Dilla mussten bzw. konnten die starken Jungs seiner Schulklasse mithelfen, sein Haus an der Bahnhofstraße mit aufzubauen. Die Jungs waren stolz darauf!" (Anm.: Das Haus steht heute noch, 2018)

    Juliane Thiel: "Ältere Kinder hatten Heilkräuter gesammelt und auf dem Schul-Dachboden gelagert. Sie mussten während der Schulstunden die Kräuter wenden."

    Georg Gauselmann: "Wir sind als Kinder nicht so weit gekommen. Wir wohnten in A und blieben auch da. Unsere Spielecken waren in A und auf dem Weg nach Herbern zur Schule. Später ging ich zur 'alten ev. Schule am Wittlerdamm'. 1934 beendete ich meine Schulzeit."

    Günther Sperling: "Dilla war kein überzeugter Nazi. Er wurde deshalb einer, weil er sich dadurch Vorteile im Schuldienst erhoffte. Er gehörte zuvor dem Zentrum an." (Anm. ... was ja auch geklappt hat, wie hier noch geschrieben wird).

    Paul Hock: "Meine Schuljahre waren schon doch auch oft sehr aufregend. Noch sehr gut erinnere ich mich an das Heulen der Sirenen die einen bevorstehenden Bombenangriff irgendwo im Münsterland andeuteten. Die fast totale Zerstörung der kulturreichen Stadt Münster und ihrer Schleusen (was meistens nachts geschah) werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Der Himmel war ein einziges Feuermeer."

    Werner Schniederjann:

    "Wir sind bei den Bauern Gremme, Suthoff, Eßmann Kartoffeln suchen gegangen für einen halben Tag nach der Schule. Lohn 1,50 Mark, dazu Kaffee, Apfelmus. Ebenfalls habe ich als Stalljunge gearbeitet. Lohn 5 Mark die Woche, vier Mark an Mutter abgegeben, 50 Pfennig für Kino und Bonbons."

    Elke Getta: "Mit 6 Jahren kam ich in die Schule (heute Erich Kästner-Gemeinschaftsschule), da gab es Schulspeisen von Frau Duscha. Das 'Beste' an der Schule war das kleine Häuschen auf dem Pausenhof - unsere Toilette! Für heutige Verhältnisse kaum zu beschreiben. Die Schulausflüge gingen voller Tatendrang an den toten Arm der Ems oder zu den dicken Buchen. Im Gepäck hatten wir Kaffeeflaschen und Butterbrote sowie Äpfel. Zur Schule gingen wir damals bis zur 8. Klasse, mit kaum 14 Jahren kam ich dann schon in die kaufmännische Lehre. Im ersten Lehrjahr bekam ich einen Monatslohn von ganzen 35 DM."

    Heinrich Leihsing, Herbern 31: " Ich bin bis 1928 zur Schule in Hollingen gegangen, dann nach Reckenfeld, in die Schule im Block D."

    Johann Mäcken. Schuppen B 20b: "Ich bin 1927 und 1928 in Nordwalde (Hilgenbrink) zur Schule gegangen. Ab 1930 dann in die evangelische Volksschule in D. Beide Wege waren sehr weit und der Hin- und Rückmarsch musste zu Fuß gemacht werden!"

    Ruth Roehrs: "Unsere Lehrer waren Herr Kleine-Döpken, Frl. Bröking und später Herr Falkenreck. Die Schüler waren zunächst in zwei - später in drei Klassenräume untergebracht. In der Oberklasse standen vier Bankreihen, jede Reihe ein Jahrgang, immer in den ersten 3-4 Bänken vorn die Mädchen, dahinter die Jungen."

    Gerd Strotmann: "Herr Herrmann baute mit anderen Reckenfeldern den 'Eulenturm' in der Ortsmitte. Der Eulenturm wurde u.a. aus Steinen verfallener Schuppen des Depots gebaut. Die Kinder sind in den Turm hineingekrochen, und wenn Herrmann das beobachtete, gab es 'Kloppe' auf den Hosenboden. Oder der Reckenfelder Polizist Rostek kam in die Schule und Lehrer Dilla holte denjenigen Jungen aus dem Klassenzimmer, der dann im Lehrerzimmer was auf den Hosenboden bekam, wenn er die Eier der Eulen herausgeholt hatte."

    Günther Sperling: "In meiner Klasse waren 8 Schüler, davon 4 vom gymnasialen Zweig und 4 vom realgymasialen Zweig:

  • 2 Schüler aus Greven-Dorf
  • 2 Schüler aus Saerbeck
  • 1 Schüler aus Sprakel
  • 1 Schüler aus Nordwalde
  • 1 Schüler aus der Bauerschaft
  • 1 Schüler aus Reckenfeld (Sperling).
  • Die Schüler dieser Schule wurden Ratten genannt, da ein früherer Leiter Ratte hieß. Sie waren deutlich kenntlich durch ihre Mütze, die sie zu tragen hatten. Es gab eine große Rivalität zwischen Schülern der Rektoratsschule und den Volksschulen. Die Schulzugehörigkeit war sogar wichtiger als die Familienzugehörigkeit. So stritten sich die Kinder des Bahnwärters Beuring, Emsdettener Straße, weil sie unterschiedlichen Schulen angehörten, jeder jeweils auf der Seite seiner Schulkameraden kämpfte gegen den anderen. Ich traute mich nicht, allein den Schulweg über die Emsdettener Straße nach Reckenfeld zurückzumachen. Ich war bis 1934 auf der Rektoratsschule".

    Weitere Zeitzeugen berichten sowie Texte aus Dokumenten

    "Ein nicht schöner Tag im Jahr war der 9. November. Wir mussten uns Zentimeter genau und klassenweise aufstellen und unbeweglich stramm stehen, vor der Schule in Höhe vom heutigen Ehrenmal, wo schon damals auch ein Denkmal stand. Auf ein Podest stieg ein Herr Borkenhagen in Uniform. Er hielt dann eine Rede, was uns 1.- und 2.-Klässler nicht interessierte. Es war zu dieser Jahreszeit schon sehr kalt, aber wir mussten still stehen bleiben und uns nicht bewegen."

    "Bei meiner Einschulung, (1951) gab es nur eine katholische und eine evangelische Schule. Die katholischen Erst- und Zweitklässler wurden im Haus Marienfried unterrichtet, weil es in der katholischen Schule zu wenig Klassenräume gab."

    "Was heute das Vorschulalter genannt wird, gab es damals auch schon. Im Juni des Jahres 1938 zogen meine Eltern von Dortmund-Mengede nach Reckenfeld. Ich kam in den Kindergarten. Dort musste man auf Kommando gemeinsam zur Toilette. Mittags in einem großen Raum (damals Gauschule der NSDAP, danach Haus Marienfried) wurden kleine Liegen mit Bastgeflecht ausgelegt und aufgestellt. Dann musste auf Kommando geschlafen werden. Auch mussten wir singen. Ein scheußliches Lied, was oft gesungen wurde, war: ‚Wer will unter die Soldaten, der muss haben ein Gewehr.'"

    "Meine Schule war zunächst am Wittlerdamm, die heutige Grundschule. Das Toilettenhäuschen stand separat auf dem Schulhof. Wir wechselten ab dem 3. Schuljahr zur kath. Volksschule gegenüber der Franziskuskirche. Unsere Altersstufe (Jahrgang 1935) musste zur Herberner Schule, natürlich zu Fuß oder wer eines hatte, mit dem Fahrrad. Wer laufen musste, kam in Holzklotschen (Holzschuh) und das vier Jahre lang, auch im Winter! Der Schnee blieb an den Klotschen kleben. Und den gleichen Weg wieder zurück. Egal, ob die Schüler in den Blöcken D, C, A oder B wohnten. Die aus dem Nordwalder Teil im Block hatten es am weitesten."

    "Unsere Verwandten kamen mit dem Zug aus Münster, um bei den Bauern Lebensmittel zu hamstern. Meine Puppe musste ich gegen ein Stück Speck eintauschen. Das war sehr schlimm. Aber, was sollte Mutter denn machen. Wir hatten Hunger. Damals wurde noch viel Obst und Gemüse in Weckgläser eingemacht. Auch Erdbeeren und verschiedene Gemüsesorten wurden angebaut, da blieb nicht viel Zeit zum Spielen, Baden fahren oder für Schularbeiten."

    "Gefreut haben wir uns eigentlich nicht, denn wir gehörten zur guten Hitlerjugend. Wir wurden im Dienste Hitlers erzogen, wir hatten Lehrer, die auch entsprechend eingestellt waren und ich würde sagen, wir waren gute Volksgenossen. Wir haben Heilkräuter gesucht, und uns dafür dienstbar gemacht. Dies wurde auch von uns verlangt. Und in der Schule schrieben wir entsprechende Aufsätze, z.B.: Ein U-Boot greift an. Wir wurden also richtig in diesem Sinne erzogen. Eine erfreuliche Sache war es für mich jedenfalls nicht gewesen."

    "Bericht vom 14.09.1938: Großkampf der Kartoffelkäfer! Das Auftreten des überaus schädlichen Kartoffelkäfers im mittleren und südlichen Westfalen hat zur Folge, dass nun die bisher noch nicht befallenen Gebiete mit erhöhter Aufmerksamkeit nach diesem Schädling abgesucht werden. Nach einer Besprechung und Aufklärung durch die Ortspolizeibehörde mit unserer Lehrerschaft wurde am Montag und Dienstag dieser Woche im hiesigen Bezirk eine Suchaktion durchgeführt. Die Schulkinder waren über Aussehen von befallenen Schlägen und der Käfer belehrt und zwei Tage lang setzte ein eifriges Suchen ein. Das Ergebnis war zum Glück gleich Null. Wir wollen trotzdem auf diesen 1 Zentimeter langen Kartoffelkäfer mit den gelben Flügeldecken und 6 schwarzen Längsstreifen weiterhin achten und beim etwaigen Vorkommen sofort die Ortspolizeibehörde in Kenntnis setzen".

    "Ich musste von A zur damaligen evangelischen Schule an der Grevener Landstraße zu Fuß gehen. Die Straßen waren noch nicht ausgebaut. Im Winter, wenn die Straßen zugeschneit waren, sind wir zur Schule geschlindert und oft zu spät gekommen. Ärgerlich war nur, wenn manche Leute Asche (aus dem Kohleofen) gestreut hatten."

    "Die Kinder der Reckenfelder Familie Handschuh sind in die polnische Schule (Ortsmitte) gegangen."

    "Frau Duscha, wegen der Polen aus ihrem Haus verjagt, wohnte bei uns C 5 in einem kleinen Zimmer. Sie machte die Schulspeisung. 'Frau Duscha, was gibt es heute zu essen?', 'Lass dich überraschen.' Da wir Hunger hatten, schmeckte das Essen. Häufig gab es Erbsensuppe (Erbsenwürste), die uns in den mitgebrachten Henkelmännern bzw. in Behältern vom Militär geschöpft wurde".

    "In der Schule spielten wir am liebsten Deutschland erklärt den Krieg gegen... Die Lehrer verboten uns leider dieses Spiel. Völkerball war in. Auf dem Schulhof wurde während der Pausen 'Pinnchen' gespielt, Dritten abschlagen, Reiterkämpfe (2 gegen 2)."

    "Das Tauschen von Schulbroten war ein gängiges Verfahren. Zum Trinken gab es für die meisten von uns einen Schluck Wasser aus dem Hahn. Nur wenige konnten sich für 10 Pfennig eine Milch oder Kakao kaufen. An die heutigen Einkaufsmöglichkeiten (oftmals auch ein Muss) war natürlich noch gar nicht zu denken."

    "Auf dem Pausenhof an der evangelischen Schule haben wir unsere mitgebrachten Butterbrote gegessen. Marmelade, Rübenkraut oder anderer Brotaufstrich - wie einfache Leberwurst - waren in der zusammengeklappten Schnitte aufgebracht. Das schmeckte wohl, aber muss es nun jeden Tag sein? Da gab es einen Mitschüler, dessen Vater auf einem Bauernhof als Melker beschäftigt war. Und dieser Schüler hatte Schinken auf der Stulle. Und ich weiß, dass Alfred Weiß, so hieß dieser Junge, gelegentlich seine Schnitten tauschte: ‚Marmelade gegen Schinken'. War das ein Erlebnis für die Marmeladenjungs."

    "Mein erstes ‚Bananenerlebnis' hatte ich, als wir bei einem unserer Schulausflüge, die immer in Richtung Dicke Buchen gingen, von einer meiner Freundinnen - einer Bäckerstochter - im Tausch gegen ein Brot mit selbst gemachter Leberwurst ein Stück ihrer Banane bekam. Der Geschmack war so ungewöhnlich, dass ich mich damit nicht anfreunden konnte und den Rest weitergab. Höhepunkte in unserem Schulalltag bildeten die Wandertage. Mit Gesang und Bärbel Rischers Gitarrenbegleitung ging es ab in die Botanik. Mal war das Ziel die alte Wassermühle in Westerode, mal die Sonnenuhr in Gimbte. Nur das Plündern von Apfelbäumen, stand nicht auf dem Programm. Daher wurde uns auch dieser einmalige Ausrutscher, sehr übel genommen."

    "Schulausflüge, die sahen im Verlauf der Schuljahre wie folgt aus: Fußmarsch zum Max-Klemens-Kanal. Umhängetasche, in dem Butterbrote und Obst waren, und ab ging's."

    "Ein Busreise wurde auch mal gemacht. Das war dann aber schon was Außergewöhnliches. Mehrere Klassen machten dann mit. Und wo ging die Reise hin: Zu den Atta-Tropfsteinhöhlen oder auch mal zum Bango nach Burgsteinfurt. Hinter dem Bahnhof Reckenfeld wurden die ersten Butterbrote ausgepackt. Kartoffelsalat mit Bockwurst im Henkelmann oder Kommisstopf war das Standardgericht. Ein Zeltlager an der Ems bei Gimbte kam auch noch infrage oder es ging zu Fuß zu den Dicken Buchen."

    "Ich erinnere mich: Mit der Schule hatten wir auch Wandertage z. B. zu den Dicken Buchen."

    "In der Volksschulzeit sind mir noch zweimal wöchentliche Schulmessen und die häufigen Religionsunterrichte in bleibender Erinnerung. Kein Wunder also, dass ich im 4. Schuljahr für die 3-tägige Aufnahmeprüfung zur Realschule weder multiplizieren noch dividieren konnte und vorher mit Nachhilfeunterricht geschult werden musste. Vermutlich hat auch ein Realschullehrer, den meine Eltern kannten und uns einige Male besuchte, um danach mit kleinen Schlachtpaketen von dannen zog, für das nötige Vitamin B gesorgt."

    "Im Klassenzimmer stand ein Kanonenofen. Die Lehrerin hat sich Wasser heiß gemacht und ihre Füße darin gebadet."

    "Die Versetzungen fanden zu unserer Zeit immer vor den Osterferien statt. Dann gab es die entscheidenden Zeugnisse, die natürlich auch noch die berühmten Kopfnoten hatten. Da gab es - eine Note für "Betragen", eine für "Beteiligung am Unterricht" und eine dritte für "Häuslichen Fleiß", häufig ergänzt durch einen begleitenden Text, der durchaus belastend sein konnte."

    "Als wir in die Schule kamen, warteten meistens keine hellen, freundlichen und gut ausgestatteten Klassenräume auf uns, sondern Zimmer, die mit Tischen und Bänken vollgestopft waren, weil in einer Klasse bis zu 50 Kinder saßen. Tische und Bänke waren anfangs zum Teil noch solche Kombinationen aus Zweier-Sitzbank mit Pult. Da musste man praktisch richtig reinsteigen."

    "Auf dem Pult hatten sich Generationen unserer Vorgänger auf die unterschiedlichste Art verewigt, selbst größere Schnitzereien waren zu bewundern. In der Mitte des Pults war die Vertiefung für das Tintenfässchen, die aber nicht mehr bestückt war."

    "Welch eine Entwicklung bis heute! Im Herbst nach dem Schulunterricht halfen wir Schüler, nur wer Lust hatte, bei den Bauern bei der Kartoffelernte, auch Rüben wurden gepflanzt. Zur Belohnung gab es etwas Geld und ein schmackhaftes Butterbrot. Die Hausaufgaben waren an diesem Nachmittag vom Lehrer gestrichen."

    "Viele der Kinder hatten Schiefertafeln, einige haben auf Zeitungsrändern ihre Hausaufgaben gemacht (Höfling aus D, die hatten viele Kinder und kein Geld)".

    "Rechnen gelernt haben wir mit einfachen Mitteln u.a. mit Holzstäbchen aus dem Wald, die zu Zehnern gebündelt wurden. Uns half weder ein Taschenrechner noch ein Smartphone. Aber das Einmal-Eins konnten wir rauf und runterbeten, ob teilen, malnehmen, multiplizieren oder so. Und heute?"

    "Dr. Schute ließ uns Schulkinder wiegen und messen. Wer Untergewicht hatte - also unterernährt war, bekam dann zusätzliche Sonderausgaben von Lebensmittelkarten."

    "Wir waren elf Kinder. Unsere Wohnung war in einem schlechten Zustand. Eine geeignete Dämmung gegen Kälte und Nässe war nicht vorhanden. Die sanitären Anlagen völlig unzureichend. Eine neue Wohnung? Wenn die Vermieter hören, woher wir kommen, ist die Sache bereits gestorben. Uns kennt hier jeder! Kontakte zu der Umgebung bestehen kaum oder werden frühzeitig abgeblock. Die Diskriminierung beginnt schon in der Schule. Wir werden ‚Mau-Mau-Kinder' genannt. Auf uns zeigt man mit Fingern. Sogar im Konfirmandenunterricht oder beim Sommerfest von der Kirche wollten die Leute nichts mit uns zu tun haben."

    "Ich kann mich dran erinnern, als der Bahnhof in Reckenfeld bombardiert wurde: Das Gebäude war halb weg. Genau vor den Schranken war ein riesiger Bombentrichter. Am nächsten Tag wurden wir von der Schule aufgefordert, dass jeder eine Schüppe mitbringen musste von zu Hause, um den Trichter zuzumachen".

    "In der alten Schule haben wir gewohnt, dort befanden sich 1-4 Klassen. Familie Merschkötter war hier mit 7 Kindern untergebracht. Die behelfsmäßigen Schlafstellen waren nur mit einer Decke voneinander abgegrenzt".

    "Ein Zeitzeichen anderer Art: Ab Oktober 1937 wurde durch die Schulaufsichtsbehörde die Erteilung des Religionsunterrichtes in den Schulen untersagt. Dafür wurde ein Unterricht zur Vorbereitung der Kinder auf den Sakramentenempfang in der Kirche und in anderen pfarreieigenen Räumen eingerichtet".

    "Das Jahr 1945 ging zu Ende ohne Hoffnung auf den Abzug der Polen. Die Situation blieb unverändert schwierig auch im Jahr 1946. Der Schulunterricht der Kinder konnte nur in kleinen Schritten neu begonnen werden. Die neue Schule war von den Polen besetzt, in der alten Schule wohnten neun ausgewiesene Familien. Ab Februar 1946 konnten Kinder freiwillig die Schule in Herbern besuchen, ab Ostern wurden dann zwei Klassenzimmer in der alten Schule freigegeben - ein bescheidener Anfang!"

    "16. März 1945: Abends standen Leuchtkugeln über Münster. Mutti und ich waren gerade in D und da sind wir schnell zur Schule gelaufen, um dort in den Keller zu gehen. Es dauerte aber nicht lange, dann war alles wieder vorüber".

    "Als die Polen in Reckenfeld einzogen, haben auf dem Schulhof (katholische Schule) Zeugnisse und andere Unterlagen gelegen."

    "Meine Schwester war 14 Jahre alt, als sie die Kinder eines polnischen Ehepaares aufgepasst hat. Die Familie wohnte im Haus der Familien Schulz/Meier an der Emsdettener Straße (heute Industriestraße). Beide Erwachsenen unterrichteten an der polnischen Schule in der Ortsmitte."

    "Als Schulkinder haben wir uns mit den polnischen Jungs des Öfteren gewemmst. Das war Kloppe! (fast) ohne Ende."

    "Utensilien, die zu jedem Schulkind gehörten: Das andere Ende der Kordel war an der Schiefertafel festgebunden, die das wichtigste Teil der ganzen Schulausrüstung darstellte. Dazu gab es natürlich noch einen Schwamm, mit dem man die Tafel auswischen konnte. Trocken gerieben wurde dann mit dem Läppchen. Das Schwämmchen war in einem Döschen untergebracht, damit es schön feucht blieb. Dadurch entwickelte sich ein ganz spezieller Schwammgeruch, an den ich mich immer dann erinnere, wenn zu Hause mal ein Spültuch zu lange in Gebrauch ist!"

    "Neben Tafel mit Läppchen und Schwammdöschen war natürlich noch der Griffelkasten im Tornister. Der war meistens aus Holz und konnte oben aufgeschoben werden. Das war sozusagen der Vorgänger der heutigen Federmäppchen. Ein wesentlicher Unterschied bestand allerdings darin, dass manche Lehrer den Deckel vom Griffelkasten dazu benutzten, uns damit auf die Innenseite der Hand zu hauen. Das war so etwas wie die flache und kurze Alternative zum damals noch üblichen Rohrstock. Im Tornister waren an manchen Tagen noch ein Zeichenblock und dazu ein Farbkasten mit Deckweiß. Ich glaube, in der vierten Klasse wurde der Tornister noch einmal schwerer, weil man jetzt auch noch einen 'Dierke-Schulatlas' mit zu tragen hatte."

    "Im meinem Tornister waren auch noch ein Heft mit Linien, ein kariertes Heft und ein Lese- und Rechenbuch. Die Bücher waren meistens geerbt und deswegen in so blauem Papier eingebunden, das immer ziemlich schnell an den Ecken durchgestoßen war. Auf dieses Umschlagpapier wurden weiße Etiketten aufgeklebt, auf denen der Name und die Klasse stand, bei manchen auch der Name der Lehranstalt."

    "Natürlich war auch das Schulbrot im Tornister; meistens eine aufeinander geklappte Stulle mit Plockwurst, Kinder- oder Leberwurst oder mit Braunschweiger, meistens jedoch Teewurst, die billigere Variante. Das Brot war in Butterbrotpapier eingepackt."

    "1954: Eltern, die ihre Kinder zu einer weiterführenden Schule schicken konnten, ermöglichten eine bessere Lehre. Entweder gingen die Reckenfelder Kinder nach Emsdetten zur Mittelschule oder zum Gymnasium nach Greven. Wieder andere entlassene Schulkinder nahmen in einer der Textilfabriken in Greven eine Arbeitsstelle an. Da gab es dann auch mehr Geld, als bei einer Lehre".

    "Äpfel und Birnen wurden unter den Bäumen an den Straßen (Obstallee) aufgelesen. Besonders beliebt war die Straße von Greven nach Hembergen in Höhe der Herberner Schule. Wenn kein Obst darunter lag, wurden Steine gesucht und an die Äste geworfen. Das klappte fast immer. Das Ähren-Nachsuchen fand auf abgeernteten Getreidefeldern statt. Die Ähren durften wir behalten."

    "Wir mussten für unseren Spaß selber sorgen, nachdem wir zu Fuß von der Herberner Schule nach Hause gekommen waren. Die Schneewinter waren herrlich. Jeder Erdhügel war besetzt. Schlittenfahrt ohne Kloppe ging nicht. Wenn wir dann verdreckt und nass nach Hause kamen, gab es Krach ohne Ende. Oma Anna und Onkel Jo haben uns getröstet. Meine Mutter war, was das Bestrafen anging, nicht zimperlich."

    "Als wir Anfang der 1950er Jahre nach den Weihnachtsferien wieder zur Schule mussten, hieß es vom Lehrer Kurzmann: ‚Schreibt auf, was ihr vom Christkind geschenkt bekommen habt'. Ich schrieb und viele andere Mitschüler auch: ‚Einen Teller voll mit Nüssen und Äpfeln'. Und ich? Ich zeigte auf, ‚auch einen Gummiball zum Fußballspielen habe ich gekriegt'. Der war allerdings gebraucht gekauft und vulkanisiert worden."

    "1942 kam ich in die Schule" erzählt eine heute 73-Jährige, "ich erhielt keine Schultüte oder so etwas. Was ich dabei hatte, waren ein Tornister, eine Tafel mit Lappen und den legendären Griffelkasten. Bei meiner Einschulung im Jahre 1951 gab es eine katholische und eine evangelische Schule. Die katholischen Erst- und Zweitklässler wurden im Haus Marienfried unterrichtet, weil es in der katholischen Schule zu wenig Klassenräume gab."

    "1946 wurde ich eingeschult in die evgl. Volksschule - heutige Grundschule -. Mein Tornister, auf den ich stolz war, bestand aus einer von meinem Großvater durch zwei lange Lederriemen umfunktionierten Aktentasche. Wir hatten Tafel und Griffel und einen Tafellappen. Das war bei mir ein aus Baumwolle gehäkelter Topflappen. Unser Schulweg war nicht weit. Wir gingen durch die heutige Elbe- und Kanalstraße. Aber fast alle evangelischen Schüler mussten den Weg zu Fuß gehen, egal wo sie wohnten. Ein Fahrrad hatte zu der Zeit kaum jemand."

    WN-Ausgabe vom 13.05.1959: "Greven-Reckenfeld. Eine schöne Vorgartengestaltung am Eingang der evangelischen Schule vom Wittlerdamm her empfängt die Kinder und die Besucher Birken und üppiges Strauchwerk zieren die nächste Umgebung der Schule. Hauptlehrer Gädigk hat selbst Hand angelegt bei der Schaffung dieser Anlage, die sich recht erfreulich entwickelt hat. Nunmehr wird diese Schule auch baulich verschönert und vervollkommnet werden. Diese gärtnerische Anlage müsste dabei allerdings erhalten bleiben.

  • "Wir Mädchen mussten auch auf der Straße, wenn Herr Gädigk uns entgegenkam, einen Knicks machen. In wieweit das immer eingehalten wurde, ist mir nicht mehr bekannt
  • In unserer Schule (kath. Volksschule) war Wilhelm Arndt Lehrer. Er war nicht zimperlich, mit dem Rohrstock, wenn es um die Bestrafung der Kinder ging
  • Lehrer Falkenreck zog an den Ohren und vergab Backpfeifen. Das war nicht selten
  • Die Frau eines Reckenfelder Lehrers wollte, dass ihr Mann sonntags zur Kirche ging - um gesehen zu werden? - er ging allerdings nicht zur Kirche sondern zu Brinkmeyer (Deutsche Haus). Er fragte uns Jungs dann, worüber der Pastor gepredigt hatte und ging dann nach Hause."
  • "Mama hielt während der Kriegszeit in A ein Schwein, das haben wir zur Schule mitgenommen und im Keller der Schule gefüttert. Aber dick und fett ist es nie geworden. Wir hatten ja selbst nicht viel. Doch auch wir haben in der Schule Freude gehabt: Hänschen Smolnikar spielte Musik und wir haben im großen Flur der Schule getanzt."

    "Wir waren zeitweise in einer Klasse 40 Kinder, und die alle gut zu unterrichten, war schon abenteuerlich für Lehrer und Kinder."

    Ich musste zur Herberner Schule, zu Fuß in Holzklotschen. Vier Jahre lang, auch im Winter! Der Schnee blieb an den Klotschen kleben".

    "Den alten Schulweg zu Fuß zur - wie wir sagten -, ‚alten Schule' machte ich nicht mehr, denn auch der Querweg über den heutigen Bolzplatz an der Wiesenstraße zur Steinfurter Straße gab es nicht mehr. Das Häuschen Brummel, an dem wir früher schon mal angehalten hatten, war nicht mehr. Auf dem Land dort war die Gärtnerei Nordhorn entstanden. Die beiden schon etwas älteren Leutchen hatten dort einen Unterstand für die Geräte mit einfachen Sitzgelegenheiten für die Pausen und immer wunderschöne Blumen. Ich besuchte seit 1946 - nach der Grundschule in Westerode (von Beckermann aus) bis 1952 das Gymnasium in Greven, als einziger meiner Jahrgangsstufe aus Reckenfeld!"

    Eine kleine Episode auf dem Nachhauseweg von der evangelischen Schule zur Lennestraße: "Wir befanden uns auf der Kanalstraße und hatten gesehen, dass zwei große Jungs aus der Heimstätten-Siedlung mit ihren Fahrrädern ankamen. Sie waren älter als wir und wollten zur Fabrik nach Greven. Als sie auf unserer Höhe waren, haben wir unsere Schultaschen gegen die Fahrräder geworfen und die beiden Brüder sind kopfüber in den Graben gestürzt. Zudem waren die Fahrräder demoliert und wir haben unsere ‚Beine in die Hand genommen' und sind gerannt, aber wie! Erkannt haben sie uns dennoch. Fertiggemacht hat die Räder Herr Richert von der Rheinstraße. Mein Vater hat mich zu diesem Mann geschickt, ich sollte fragen, was die Reparatur kosten wird. Wie viel es tatsächlich gekostet hat, weiß ich nicht mehr."

    "1946 - Der Sportplatz an der evangelischen Schule wird von vielen hergerichtet - urbar gemacht. Ein Waldstück muss gerodet werden. Mit dem Pferd Mieze vom Bürgermeister Heimsath und einem Waldteufel werden die Baumstumpen herausgedreht, oder die Wurzeln werden mit Gerten und per Hand herausgeholt. Da kommt es auch schon mal vor, dass ein Spaten abbricht. August Jerzinowskis Pferd löst bei größeren Baumstumpen das Heimsathsche Pferd ab, weil es kräftiger gebaut ist. Die meiste Arbeit machen sich die Jerzinowskis. August Jerzinowski hat Pferd und Wagen, und damit kann Sand zum Planieren herangefahren werden. Der Sand wird mit einer Lore, die auf Schienen läuft, weitertransportiert. Der Platz kann anschließend planiert werden. Auf diesem Sportplatz haben wir Kinder uns nach der Schule getroffen, um zu pölen oder Reiterkämpfe auszutragen. Ohne Eltern oder sonst jemanden..."

    "Wir waren alles fußballhungrige Jungs, und August Jerzinowski war für uns da. Mit selbstgestrickten Trikots, schwarz-weißen Stutzen und unseren Fußballschuhen sind wir zur Schule gegangen. Wir waren stolz, richtige Fußballer zu sein. August Jerzinowski hat der Jugend die Freude am Sport gegeben!"


    Weg zur Herberner Schule, Kindereinsatz und Utensilien

    Beide Fotos stammen aus dem Jahr 1978

    und führen zur Herberner Schule.

    Nur, dieser Weg sah 50 Jahre

    zuvor "schlimm" aus: Matsche

    und Pfützen und im Winter lag hier

    viel Schnee. Das allerdings war

    ein willkommener Anlass für die

    Kinder zum Schlindern.

    Kartoffellese für Groß und Klein.

    Mit solchen Klotschen ging es

    durch Eis und Schnee und

    Matsch und Pfützen

    .

    Eulenturm, Bolzplatz für die Schulkinder, Arbeitseinsatz beim Lehrer Dilla, Verkauf von Schulutensilien, erstes Karussell im Dorf nach dem Zweiten Weltkrieg

    Der Eulenturm in der Ortsmitte,

    1930er Jahre.

    Sportplatz an evang. Schule.

    Dilla-Haus.

    Trafohaus.

    Karussell an evang. Schule.


    Lehrer und Lehrerinnen von 1927 bis Ende der 1950er Jahre, die an beiden Reckenfelder Schulen unterrichteten

    Arndt

    Bayer

    Becker

    Bernhörster

    Bösken

    Bröking

    Brötling

    Denneborg

    Dilla

    Drews

    Falkenreck

    Fedrowitz

    Ferka

    Freiberger

    Gädigk

    Grollmann

    Großarth

    Hack

    Heitkamp

    Heitkamp

    Hessling

    Hippler

    Hörsken

    Kemper

    Kleine-Döpken

    Knaup

    Konermann

    Kurzmann

    Martin

    Mindel

    Rathert

    Schmaloer

    Schröder

    Sprokamp

    Seeboth

    Wollschläger

    Eine vielfältige Auswahl von Schulfotos - HIER:


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