Displaced Persons (Polen) in Reckenfeld

Das Interview mit Zeitzeuge Fh. aus Reckenfeld

Verfasserin (Wo.) aus dem Jahr 2001
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Antworten von Fh.
Wie war das, als die Polen kamen? Als die Polen kamen, war erst nur die Rede von 6 Wochen. Zu der Zeit wohnten drei Familien bei uns auf dem Hof. Alle, die über die Bahnhofstraße ihre Häuser mit all ihren Möbeln verließen, obwohl sie eigentlich nichts mitnehmen durften, mussten dann wieder zurück und die Möbel drinlassen. Mein Vater hat einen anderen Weg genommen. Er ist bei - heute Jockenhöfer - durch und da waren keine Kontrollen.
Wie viele Personen lebten während dieser Zeit insgesamt auf dem Hof? Wir waren, glaube ich, 14 Personen. Eine Familie waren 5 Personen und die anderen beiden 2 Personen und dann noch unsere Familie. Die eine hatte ein Zimmer für sich, die andere wohnte im Hühnerstall und die letzte hat bei uns im Haus gewohnt. Aber alle haben eine Toilette benutzt. Die Familien hatten ja auch alle so weit es ging ihren eigenen Haushalt. Außerdem musste das Leben ja weiter gehen. Bei der einen Familie wurde zum Beispiel alles abgeteilt mit Sackleinen und Möbeln. Vorne war dann der Wohnraum und hinten der Schlafraum.
Haben denn alle die ganzen Jahre bei ihnen gewohnt? Ja, solange, wie die Polen drin waren, konnten die Leute ja nicht zurück.
Wie haben sie die Räumung miterlebt? Es wurde kurzer Hand mitgeteilt, dass die Leute, die in A und B wohnten, raus mussten. Da kam ein Erlass, dass die Polen untergebracht werden mussten. Zunächst hieß es nur für 6 Wochen und dann wurden 5 Jahre daraus. Die Leute mussten dann sehen wo sie blieben.
Wie haben die Vertriebenen darauf reagiert? Es blieb ihnen ja nichts anderes übrig. Man musste sich ja damit abfinden. Außerdem war man bei uns ja im gewissen Sinne sicher. Andere haben 5 Jahse auf der Weide in einer Viehhütte gewohnt.
Hatten die Deutschen Kontakt zu den Polen? Das war eigentlich eine Stadt für sich. Es war eben so, der Pastor Müller hatte sehr guten Kontakt zu den Polen, weil die ja auch die Kirche manchmal gebrauchten. Die hatten ja keine eigene. Aber privat hatte man eigentlich keinen Kontakt. Mein Bruder hat geheiratet, als die Polen da waren. Wir hatten 3 Tage Panzerspähwagen von den Engländern auf dem Hof stehen, damit die Hochzeit auch stattfinden konnte, denn wenn die Polen wussten, dass da etwas gefeiert werden sollte, wurde der Hof ausgeraubt. Außerdem waren die alle darauf aus ein Fahrrad zu bekommen und zu kaufen gab es ja nichts. Also haben die geklaut ohne Ende. Da konnte man sich mit einem Fahrrad nicht sehen lassen. Die waren ja so brutal, dass die jemandem den Finger abschnitten, wenn man einen Ring nicht herunter bekam. Da wurde so manches Fahrrad geklaut. Es konnte passieren, dass man auf halber Strecke von Greven nach Reckenfeld zu Fuß nach Hause kam und am nächsten Tag musste man ja wieder zur Arbeit.
Gab es denn niemanden, der aufpasste, dass so etwas nicht passierte? Die Polen haben einem die Schweine aus dem Stall geklaut und wenn man dagegen anging, haben sie uns mit den mit Knüppeln totgeschlagen.
Haben die Engländer denn nichts gemacht? Nein, die Polen waren ja für sich selber verantwortlich.
Wie wurden die Polen versorgt? Die konnten ja kaufen, aber wenn die Polen nicht geklaut hätten, wären die auch ganz arm dran gewesen. Die haben ja nicht gearbeitet oder so.
Was passierte, als das Lager aufgelöst wurde? Da wurde jedes Haus inspiziert und der Schaden wurde festgestellt. Teilweise sind die Leute dann auch entschädigt worden, aber das war nie viel.
Was hat es mit den Polengräbern auf sich? Auf dem Friedhof liegen ca. 70 polnische Kinder und auch ein paar Erwachsene.
Was ist mit den Verwandten der Verstorbenen? Es gibt einige, die hier geblieben sind. Davon leben die meisten jetzt im Ruhrgebiet und sind zu Allerheiligen immer hier.
Was ist mit den anderen Polen nach der Auflösung des Lagers geschehen? Von Zweien weiß ich, die hier in Reckenfeld ihre Frauen kennengelernt haben. Die sind dann auch hier aufgenommen worden.
Wie würden sie die Polenzeit im nachhinein bewerten? Na ja, man muss sich vorstellen, wenn man 2 Räder hatte und beide wurden geklaut und man wohnte weit außerhalb, dann ist es schon sehr schlimm. Es war halt eine schlimme Zeit.
Würden Sie sagen, dass diese Zeit schlimmer war als der Krieg selbst? Ich denke, es ist so, ein Leben kann man nicht ersetzen, ein Haus schon. Ich meine so hart wie es ist, wenn man aus dem Haus, das man gerade erst richtig eingerichtet hat und wo man heimisch geworden ist, raus muss und nicht mal etwas mitnehmen darf, doch ein Menschenleben ist trotzdem wertvoller.
Ist das denn alles den Polen vorgeworfen worden? Ach nein, das war halt so. Der Krieg war ja verloren. Außerdem ist es denen ja auch nicht anders ergangen. Die sind auch nicht freiwillig nach Deutschland gekommen, die hat auch keiner gefragt.

Ein weiteres Interview mit Fh. aus Reckenfeld führte (Pq.)

Fh. war zum Zeitpunkt des Räumungsbefehls 17 Jahre alt. Er lebte mit seiner Familie auf einem ca. 40 Morgen großen Hof in Greven.

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Antworten von Fh.
Wie haben Sie und Ihre Familie auf den Räumungsbefehl reagiert? Wir waren nicht unmittelbar betroffen, weil wir nicht in diesem Bereich von Reckenfeld gewohnt haben. Mein Vater hatte eine Spedition und somit wurden wir angesprochen, die Leute zu unterstützen, die nun räumen mussten, um ihre Sachen mitnehmen zu können. An und für sich durften die nichts mitnehmen, weil es hieß, es sei nur für eine kurze Zeit erst sein sollte. Die Leute haben die Sachen aufgeladen, was sie gebrauchen konnten oder sie haben das Nötigste mitgenommen. Wir mussten aber an der Kommandantur vorbei, das war auf der Bahnhofsstraße. Da wurden die Wagen angehalten. und wenn sie sagten, das ist ein Transport aus den Wohngebieten, wo die Polen hin wollten, dann mussten sie zurück und die Sachen wieder hinbringen.
Also durften die Vertriebenen nicht einmal ihre Möbel und ähnliches mit mitnehmen? Nein, die durften nichts mitnehmen. Also zumindest nichts an Möbeln.
Sind denn bei ihnen auf dem Hof auch Vertriebene untergekommen? Auf unserem Hof waren drei Familien.
Wie groß waren diese Familien denn? Die Familie E. bestand aus sieben Personen. Die andere waren zwei, Familie J. Die andere war eine Mutter mit Kind. Wir waren elf Kinder, aber die waren nicht mehr alle zu Hause. Aber immerhin. Die Leute sind untergebracht worden bei uns auf dem Hof. Da wo das Vieh war, in unserer Wohnung war nur ein Zimmer, da hat die Frau mit dem einen Kind gewohnt. In unserem Hühnerstall haben dann die zwei Personen gewohnt, in der Scheune, wo die Kutsche stand, weil die am dichtesten war, da hat dann die große Familie gewohnt. Das waren aber alles Erwachsene. Die Schlafräume wurden abgeteilt mit Möbeln, so dass man doch verhältnismäßig getrennt war.
Das war aber nicht überall so? Das ist ja auch immer eine Frage, wie man es machen kann. Mittlerweile wusste man ja auch, dass das länger dauerte als nur für eine kurze Zeit.
Wie sah es denn mit der Verpflegung bei Ihnen aus? Die war eigenständig. Die Leute hatten die Möglichkeit, bei uns einzukaufen, z.B. Eier und Kartoffeln, aber das brachte nun auch nicht so viel ein. Einkaufen mussten die dann schon selber. Mitessen konnten die bei uns ja auch nicht, denn sonst hätten wir ja einen Haushalt von fast zwanzig Leuten gehabt!
Haben die denn auch manchmal bei Ihnen auf dem Hof mitgeholfen? Teilweise schon, aber die Mehrheit nicht.
Wie verlief die Räumungsaktion? Mein Vater hatte mittlerweile ein oder zweimal einen Karren verladen und dann wusste er auch, wo man herfahren musste. Da gab es die Schleichwege, die wir, aber nicht die Polen kannten. Somit konnte man dann die Sachen rüberkriegen. Auf diese Weise war das dann über einen anderen Weg machbar, wenn man Glück hatte. Wenn man es das dann offiziell über die Bahnhofstraße versucht hat, dann hieß es direkt wieder 'Ab'!
Haben Sie das denn nur für die Familien gemacht, die bei Ihnen wohnten oder auch für andere? Ja, auch für andere.
Wissen Sie, wie die Wohnverhältnisse der DPs aussahen? Ja, die hatten z.B. die Häuser komplett belegt! Es gab einstöckige Schuppen mit 70 qm, in denen dann eine siebenköpfige Familie gewohnt hat. Diese Leute haben beengt gewohnt, wie auch die, die bei anderen Familien untergekommen sind.
Hatten Sie Kontakt zu den DPs? Nein, so nicht, nein, nein. Man hat auch nicht mehr Kontakt gepflegt, wie unbedingt notwendig. Noch nicht einmal 'Hallo' oder so, denn es war extrem mit denen. Ich will nicht sagen bei allen, aber die meisten haben einen schon fühlen lassen 'wir sind die Herren'. So nach dem Motto: 'Das, was ihr mit uns gemacht habt', das zeigen euch jetzt auch!'
Gab es denn einschneidende Erlebnisse? Doch. Ich war ja wie gesagt in Greven. Dort gab es eine Gaststätte, die überfallen worden ist, und es gab drei Menschen, die erschossen worden sind. Die Leute wurden erschossen, weil die sich gewehrt haben.
Was ist dann mit den Polen passiert? So gut wie nichts! Die Kommandantur war im Kolpinghaus. Das Nordviertel war auch ganz geräumt. Das war die Kardinal-von-Galen-Straße, Saerbecker Straße, das war so ungefähr die Grenze. Auf der einen Seite waren die Russen und die Polen, auf der anderen waren die Italiener und ein paar Franzosen. Ich erzähle jetzt mal einiges, das ich selbst erlebt habe: In meiner Ausbildung bei der Gärtnerei S. war keiner auf dem Friedhof, der dort beerdigt hat. Und der Letzte, der Herr K., der auf Grund seines Alters n aufgehört hatte, hat dann die Firma S. das übernommen und ich war ein kräftiger junger Mann. Der eine Geselle hat mir gezeigt, wie das gemacht wird, und von da an war ich der Totengräber. Ein anderes Beispiel: Im Juni ist die Blaubeerzeit, und die Leute kamen von überall, sogar aus dem Ruhrgebiet, mit dem Fahrrad, um Blaubeeren zu pflücken. Und dann an der Kommandantur: am Kolpinghaus also, fuhren die dem Fahrrad vorbei und da haben die gesehen, dass sie einen Eimer auf dem Gepäckträger hatten, also waren das Deutsche. Und dann mussten die an der Saerbecker Straße oben am Friedhof vorbei und da standen die Polen und haben gewartet, wer da kommt. Und um denen ein Zeichen zu geben, dass da Deutsche kommen, fuhr einer mit dem Fahrrad hinterher, mit aufgespanntem Schirm. Und dann kamen die vom Friedhof runter und wurden dann ausgeplündert. Die Leute konnten ja nicht entkommen und dann sind die Polen hintenherum abgehauen. Da krähte kein Hahn mehr nach.
Hat denn keiner etwas dagegen unternommen, dass die dort immer ausgeraubt wurden? Doch, die Grevener wussten das ja. Außerdem hatten die Ausländer ihre eigene Polizei. Dann wurde der Betroffene nur kurz gefragt. Der hat das dann ganz anders geschildert und musste nur sagen, dass er es nicht war und die Sache war erledigt. Ich bin da ja auch jeden Tag gewesen und die haben mir nichts getan. Ich meine, es sind ja auch viele, die ich begraben musste. Es gab auch einmal eine Beerdigung, wo ich gezwungen wurde den Leichenschmaus zu machen: Alkohol war mitunter ein großes Problem. Nun gab es nicht nur reinen Alkohol, sondern auch Methylalkohol. Das ist Gift und somit sind die dann an ihrer Sauferei gestorben und dann wurden die halt beerdigt. Und als wir die dann vom Karren geholt hatten, kamen schon acht von denen und haben hier mal einen Kranz und da mal einen von den anderen Gräbern runtergeholt. Und dann kamen die dahin. Herr P. war mittlerweile gegangen und 'Du Deutscher?' Ich sag 'ja'. 'Weg!' Und dann musste ich weggehen, wollte aber mein Handwerkszeug mitnehmen. Nichts da, ich musste alles dort lassen. Die haben den dann begraben und als die das Grab dann zu hatten, einen schönen Hügel drauf, wurden sie dann nicht mit fertig. Ich musste dann warten, weil ich ja meine Geräte brauchte und außerdem musste ich darauf achten, dass alles ordnungsgemäß ablief. 'Dann komm!', dann musste ich kommen und dann sollte ich das machen, weil die glaubten, dass ich den Grabhügel besser hinbekommen könnte. Das war dann auch ganz schnell fertig und danach haben die dann die geklauten Sachen dort hinaufgepflanzt und haben sich dann alle im Schneidersitz hinter das Grab gesetzt und dann hieß es 'Komm'. Der eine hatte dann Speck, der dick abgeschnitten wurde, Brot und natürlich auch Schnaps.
Und das war dann der Leichenschmaus? Ja, das war der Leichenschmaus. Speck war ja schon gar nichts für mich und erst recht nicht so dick, und ich mußte ja auch aufpassen, dass ich mich nicht so unbedingt widersetzte, denn sonst hätten sie mir was auf die Hucke gehauen. Dann hab ich eben versucht, so halbwegs mit einem blauen Auge davonzukommen. Ich sollte dann den Schnaps trinken und das hat vielleicht gebrannt, ein hochgiftiges Zeug war das! Richtig hochprozentig! Ich wollte nicht und der eine haute sich das in den Nacken und weg war das Zeug. Da kam ich dann nicht drum herum, also hab ich auch was davon getrunken. Als ich das Glas leer hatte, da fiel mir das Glas aus der Hand und ich hab erst einmal nach Luft geschnappt! Und dann haben die mich ausgelacht und danach konnte ich dann gehen. Und als ich dann nach zwei Stunden wieder kam, lagen die alle besoffen hinter dem Grab. Bei denen war das dann die Beerdigung. Aber es gab auch noch Ausnahmen. Oder Sonntagmorgen, wenn die Leute aus der Kirche kamen, da wurden die Kutschen dann angehalten und dann wurde denen der Schmuck weggenommen und wenn dann eine Frau den Ring nicht vom Finger bekam, wurde ihr angedroht, dass sie den Finger abschneiden wollten und dann haben die halt versucht, dass der Ring runter kam. Das sind aber nur extreme Sachen.
Waren denn alle so schlimm? Nein! Es waren nicht alle so schlimm.
Wissen Sie noch etwas zu berichten? Bei meinem Elternhaus gab es eine große Wallhecke und da standen dicke Eichen und die Polen haben angefangen, den Baum zu fällen, da kam der Bauer und hat auf der anderen Seite des Baumes mit der Axt gearbeitet und die Polen auf der anderen. Die haben sich beide arbeiten lassen. Ja, und die Polen haben den Baum dann mitgenommen.
Wie war es denn, wenn Sie etwas zu feiern hatten? Als mein Bruder in der Zeit geheiratet hat, haben wir zwei Tage Panzerspähwagen auf dem Hof gehabt, die den Hof dann bewacht haben in dieser Phase. Das war schon wichtig, denn die Polen bekamen das schon irgendwie heraus und da haben wir dann darum gebeten und es wurde auch sofort gemacht.
Wie war das noch einmal mit dem Fahrradklau? Ich musste ja auch jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und mir hat nie einer was getan. Aber ich kenne auch einige, die morgens mit dem Fahrrad hingefahren sind und mittags zu Fuß zurückgekommen sind.
Hatten denn andere Deutsche Kontakt zu den DPs? Ich kenne einen damaligen Bahnhofswirt, der polnischer Abstammung war. Der hat es geschafft, dass er nicht aus seiner Wohnung raus musste. Der konnte nachweisen, dass er Pole war.
Dann hat er aber Glück gehabt. Nun, wir haben auch Glück gehabt, denn während des Krieges ist ein Pole abgehauen und hat sich hei uns auf dem Hof versteckt, kurz vor Kriegsende. Der hat uns dann ein Dokument gegeben, dass er von uns aufgenommen worden ist und dass wir ihn gut behandelt hätten und dass er bei uns untergekommen ist. Zwei oder dreimal hat meine Mutter das vorgezeigt. Nach dem Krieg, ca. 14 Tage später, ist der Mann dann auch gegangen.
Haben Sie noch einmal etwas von ihm gehört? Nein.
Welche Frage???????????????? Und an den vielen Kindergräbern kann man dann erkennen, dass die Sterblichkeitsrate sehr hoch war, weil auch die Versorgung nicht dem entsprach, was ein Kind brauchte. Die hatten im Prinzip auch nichts anderes zu tun ... . Wenn ein Kind dann auch nicht gewünscht war und der Lebensumstand so anhielt, dann ...
Die Polen haben auch alles verbrannt, was sie bekommen konnten. Jeden zweiten Sparren haben die dann aus dem Dach geholt und den verbrannt. Und die Bäume, Eichen, Birken, die auf den Grundstücken waren, wurden auch abgeholzt.
Aber die bekamen auch noch Brennmaterial, die wurden ja auch versorgt. Das reichte bei denen gar nicht aus, denn Sparsamkeit war bei denen nicht angesagt. Es gab ja nur Ofenheizung. Wer hatte auch früher eine Heizung? Keiner.
Was wissen Sie über Freizeitaktivitäten der- DP, im hager und außerhalb In dem Lager so gut wie nichts. Was es in dem Laute der Jahre schon . waren beim SCR, dem Sportclub Reckenfeld, ein Teil, die dort mitgespielt haben. Die hatten eine eigene Fußballmannschaft.
Haben sie dort auch Turniere ausgetragen? Ja, aber in erster Linie untereinander. So etwas wie eine Liga gab es in dem Sinne wohl eher nicht. Die konnten nur unter sich spielen. Da waren dann auch einige dabei, die etwas mehr Wert darauf legten, am Training teilzunehmen und siech ein bisschen zu qualifizieren. Und dann haben beim SCR immer Polen mitgespielt. Und das waren dann friedliche Leute und die Polen kamen dahin, und dann wurde das alles ein bißchen ruhiger. Im Laufe von fünf Jahren haben die dann auch erkannt, dass es o nicht weiter gehen kann. Die Polen untereinander waren die ja auch nicht gerade befreundet.
Was wissen Sie über die Versorgung des Lagers? Mit Heizmaterial mußten die versorgt werden und da es das meiste hier nicht gab, mussten die das woanders herholen, aber woher weiß ich auch nicht.
Und wie war das mit den Lebensmitteln? Die Lebensmittel wurden auch geholt, die hatten eigene Lebensmittelbetreuung. Aber nicht in den deutschen Geschäften, das wäre auch nicht gut gegangen. Und das andere haben die sich besorgt. Auf dem Hof brauchte man kein Schwein schlachten und draußen hängen lassen, so wie das sonst üblich war. In der Polenzeit brauchte man so etwas nicht machen.
Wie sah die Situation bei Ihnen zu Hause aus? Wie gesagt, die Geflohenen mussten sich selbst versorgen. Nur die Mutter mit dem Kind ist früher weggegangen, denn der Kontakt innerhalb der Familie bestand und dann haben sie in diesem Fall gesagt "dann komm mal." . Man hat denen natürlich auch noch so gut wie es ging geholfen, damit sie ein einigermaßen normales Leben führen konnten. Für die Familie E. war es sicherlich nicht einfach.
Haben Sie heute noch Kontakt zu den ehemaligen DP, die noch hier zum Friedhof gehen? Ja, da ist eine Familie, die in Dortmund wohnt und zu den Kindergräbern kommt und dort Lichter aufstellen und die noch ca. zehn weitere Kerzen verteilen. Die kommen jedes Jahr zu Allerheiligen.
Was ist mit den DPs nach der Lagerauflösung geschehen? Die sind danach in große Sammellager gekommen und die sind dann zurückgeführt worden. 1950 sind die dann alle an einer Stelle zusammengezogen worden und die sind daran alle mit der Bahn nach Polen gebracht worden. Einige sind auch noch ausgewandert, z.B. nach England, Amerika, Australien. Vor kurzem war noch eine Familie da, die sich das hier angeschaut haben und die hatten dann auch einen Dolmetscher dabei. Aber das konnten höchsten die Kinder sein, nicht die Erwachsenen, die hier gearbeitet haben.
Wissen Sie etwas über die Schäden, die entstanden sind? Der Schaden wurde hier amtlich festgestellt. Die Einwohner sind auch entschädigt worden, aber bei Weitem nicht genug.
Wie bewerten Sie die Zeit während des Lagers und danach? Ein Krieg ist immer etwas Schreckliches und den, den es trifft, ist immer der Mensch; der Zivilist. Wenn ich in der Pflicht bin, ein Soldat zu sein, dann unterstehe ich einem gewissen Gesetz. Dann muß ich mich fügen, denn ansonsten geht es mir an den Kragen. Die Leute sind von Polen nach hier gekommen und haben in erster Linie in der Landwirtschaft gearbeitet. Da war dann hier auch keiner mehr, der in den Fabriken gearbeitet hat, dadurch, dass die Männer und teilweise sogar Frauen verpflichtet worden sind. Die sind ja hier als vollkommen Fremde hergekommen und dann stehen die hier und die Umgebung und die Sprache nicht. Und hier gab es dann auch Landwirte, die diese Menschen dann schon fühlen ließen, dass sie Menschen zweiter Ordnung waren. Die sind auch teilweise nach dem Krieg noch so behandelt worden. Da war zum Beispiel ein Hof an der Grenze nach Emsdetten, die auch einen Polen hatten, diesen aber nicht besonders gut behandelt haben, da hat er den Hof angesteckt. Die haben alle Wege zum Hof gesperrt, mit Gewehren, dann kam eine Feuerwehr durch. Sie haben erst geöffnet, als der Hof so gut wie abgebrannt war. Die heute haben zwar überlebt, aber dafür haben sie alles verloren. Fehler gab es sicherlich auf beiden Seiten. Die Versorgung der Leute war nicht ausreichend, also haben sie sich das geholt, was sie wollten.

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