Das 'Lädchen' Marlies Kirst

(Auszug aus einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 2003)

Die Großen fressen die Kleinen. Dieser Satz gilt besonders im Konkurrenzkampf der Lebensmittelläden. Wenn der Kunde auf jeden Euro achten muss und selbst große Supermarktketten über Umsatzeinbußen klagen, gewinnen nur die Discount- Märkte. Die Zeit der Tante Emma ist lange vorbei und beinahe jeder musste sich schon mal von solch einem liebgewonnen Lädchen trennen. Dass es immer Ausnahmen gibt, zeigt Das kleine Lädchen von Marlies Kirst an der Grevener Straße.

Es ist viertel nach sechs und der 40 Quadratmeter große Laden ist rappelvoll. Das geht bis 9 Uhr so weiter, sagt Marlies Kirst, während sie die Bestellung des nächsten Kunden aufnimmt. Im Hintergrund arbeiten vier Frauen, die Brötchen belegen und das kleine Stehcafé versorgen. Trotz der frühen Stunde herrscht eine muntere Stimmung.

Ich hol mir hier jeden Morgen meine Hamburgerbrötchen für die Arbeit. Dafür fahre ich auch einen kleinen Umweg, sagt ein Kunde im Blaumann. Der Laden von Marlies Kirst hat eine lange Tradition aufzuweisen. Ihr Vater August Lenfort versorgte nach dem Krieg Reckenfeld und Umgebung mit Milch, worauf dann 1952 die Eröffnung eines reinen Milchgeschäfts erfolgte. Nach und nach erweiterte sich die Warenpalette und unter Leitung seiner Frau Luise entstand einer der damals zahlreichen kleinen Tante Emma Lädchen. Nach dem Tod ihrer Mutter entschied Marlies Kirst 1985 das Geschäft weiterzuführen und es zu vergrößern. Nach der Eröffnung der ersten Supermärkte in Reckenfeld gaben immer mehr kleine Läden auf. Marlies Kirst suchte sich eine Marktlücke. Das Angebot an sortierten Lebensmitteln wurde minimiert, während sie sich einen Brötchenofen und eine große Feinkosttheke anschaffte. Und die Rechnung ging auf.

Man verkaufte immer mehr individuell belegte Brötchen, selbstgemachte Frikadellen und Salate. Mittlerweile erfreut sich die Kundschaft an einem Stehcafé und einem täglichen Mittagstisch. Hier schmeckt es eben gut. Wie bei Muttern, sagt die Verkäuferin Helga Holthaus schmunzelnd. Was wohl daran liegt, dass hier Hausfrauen das Mittagsmenü kochen und dieses meist auch ihren Familien munden muss. Den Konkurrenzkampf mit den Großen, sieht Marlies Kirst gelassen. Klar merke ich die Nähe von Lidl und Aldi, aber man ist einfach zu unterschiedlich im Angebot, um ernsthaft zu konkurrieren. Manchmal leben eben die Großen mit den Kleinen.


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