Jan Twer

Aufgeschrieben von August Wieners, Greven

Still liegt die Heide, vom Mondlicht erhellt,
Irrlicht hüpft an Dikpool und Weiher,
Der Nebel steigt langsam im Reckenfeld
und webt gespenstische Schleier.
Unheimlich hallt der Eulen Geschrei.
Hell flackert der Fackel Licht.
Sechs Männer schleppen Jan Twer herbei
zum grausigen Nachtgericht.
Jan Twer, der Rote, hat's Recht verletzt.
Aus Habsucht und Rache und Wut
hat nachts er heimlich den Grenzstein versetzt,
gefrevelt an fremdem Gut.
Dem heiligen Recht, das von altersher
vererbt von Munde zu Munde,
dem ist verfallen der Frevler Jan Twer.
Bald schlägt seine letzte Stunde.
Am Grenzsteine, ja an derselben Stelle,
Wo Jan den Frevel begangen,
da wird für ihn gegraben die Hölle.
Zwei kräftige Arme langen
mit Schaufel tief und tiefer hinab
und Scholle nach Scholle heben,
zu graben für Jan ein lebendiges Grab
als Buße für sündiges Streben.
Jan liegt gefesselt und totenbleich
und schließt die Augenlider.
Er weiß: der Erde unheimlich Reich
gibt nie zum Leben ihn wieder.
Jan spannt seine Glieder mit aller Gewalt,
um seine Fesseln zu sprengen.
Des Schweißes Perlen gar dick und kalt
auf seine Stirne sich drängen.
Nun ruht der grausige Gräber aus.
"Ja, ja, die Tiefe wird langen.
Der Kopf wird wohl schauen so weit heraus,
daß sicher der Pflug ihn kann fangen."
Jan Twer fleht immer und immerfort.
Hart bleiben der Rächer Mienen.
Jan Twer wird lebendig gebannt an den Ort,
wo er seine Schuld soll sühnen.
Und Scholle nach Scholle den Frevler umfällt
und schließt sich zu ewiger Schranke.
Ein Schrei des Wahnsinns die Nacht durchgellt.
Gestört sind Sinn und Gedanke.
Ein Bauersmann steuert mit starker Hand
auf Jan Twer hin den Pflug.
Ein Kopf rollt hin in den feuchten Sand.
Dem Recht ward Sühne genug.

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