Da halfen auch keine (bewachten) Landwehren mehr [...]

Der Überfall auf den Grevener Markt im Jahre 1598

Von Peter Jalufka.

Das schreckliche Geschehen, das auf dem vorliegenden Flugblatt (Radierung, unsigniert und undatiert, vermutlich um 1620) ausgeführt ist, stellt den Überfall auf den Grevener Markt am 28. August des Jahres 1589 dar, der in vielen zeitgenössischen Quellen belegt ist und deutschlandweit Aufsehen erregte. Der Grevener Markt war seit Beginn des 16. Jahrhunderts weit über die Grenzen des Mün-sterlandes hinaus bekannt und "nicht nur in Haltern, und Davensberg, sondern auch in den Grafschaften Bentheim und Tecklenburg Lüdinghausen eine feste Einrichtung" (Prinz, Greven an der Ems).

Handelte es sich auch hauptsächlich um einen Viehmarkt, so gab es auf ihm auch Stände mit landwirtschaftlichen Produkten, Textilien, Gewürzen und anderen Pretiosen. Alles in allem ein lohnendes Objekt für marodierende Soldaten, die immer wieder diesen Markt heimsuchten. Ganz schlimm ging es jedoch am 28. August 1589 zu. Zum Glück hatte es schon im Vorfeld des Marktes Gerüchte über einen möglichen Überfall gegeben. Daraufhin flüchteten viele Leute mit ihrem Hab und Gut über die Emsbrücke auf die bischöfliche Burg Schöneflieth (im Bild oben rechts zu sehen). Und das Gerücht be-wahrheitete sich. Am frühen Morgen des 28. August stürmten 400 bis 600 Reiter (Söldnertruppen, die im Spanisch-Niederländischen Krieg in den benachbarten Niederlanden kämpften) das noch schla-fende Dorf und den Marktplatz. Wer zu fliehen wagte, der wurde niedergemacht. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde eingesackt.

Als die mitgebrachten Säcke gefüllt waren, wurden aus den dörflichen Schlafzimmern Betten- und Kissenbezüge geholt, um diese mit Beutegut zu füllen. Die Frauen wurden ihres sämtlichen Schmucks beraubt und die Männer ihrer Hüte und Kappen. Unter Mitnahme einer großen Anzahl von Geiseln (wobei sie auf Lösegeld spekulierten) zogen die Marodeure gegen ein Uhr Richtung Metelen, wo sie in der Nacht ihren Erfolg feierten. Sie betranken sich dabei so, dass die meisten Geiseln entfliehen konnten. Über die Zahl der bei dem Überfall Getöteten gibt es keine Informationen, aber die geschädigten Händler und Krämer veranschlagten ihren Verlust auf 30000 Reichstaler, den sie vom Bischof einforderten. Der kümmerte sich aber nicht drum. Vielleicht sah er es ja auch wie der Verfasser der Verse auf dem Flugblatte, der den Überfall auf die Kaufleute für eine gerechte Strafe für deren Geiz und Gewinnsucht hielt.


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