Fabrikgebäude (Primaflor)

Damals: Betriebsgebäude mit Lokomotivschuppen und Trafostation

Bauzustand 1919

In dem Betriebsgebäude waren gleich mehrere Funktionsbereiche untergebracht: Zum einen diente das Gebäude als Lokomotivschuppen für die Rangierloks im Depot und zum anderen war hier ein Bauteil für die Unterbringung des Trafos eingeplant. Ein Depot-Werkstattbereich war hier ebenfalls integriert, außerdem sind wahrscheinlich auch hier die Hufe der Depotpferde beschlagen worden.

Das Gebäude wurde nicht ganz fertiggestellt.

Einzelheiten des Gebäudes:

  • 805qm Baufläche
  • = 5.433,61cbm umbauter Raum
  • Betongrundmauern, darüber Ziegelmauerwerk mit Eisenbetonpfeilern, Teils unterkellert und teils mit Dachgeschoß, Dachkonstruktion aus Eisenbeton mit Bimsbetondach bzw. Holzdach mit Ruberoidabdeckung, Decken und Wände geputzt, Kellerfußboden: Beton mit Estrich, Erdgeschoß desgleichen teils Plattenbelag teils Ziegelvollschichtpflaster, Türen und Fenster teils Holz, teils Eisen, Einrichtung: Reparaturgruben
  • Es fehlten u.a.: Be- und Entwässerung, elektrische Lichtanlage, Montage der Heizkessel.
  • Verwendung nach dem Bau
    • Zwischen dem Neben-Artilleriedepot Hembergen, dem Militär-Neubauamt und der Abwicklungsstelle der 3. Ad.Dir. Cassel entwickelte sich ein reger Schriftverkehr um zwei nicht fertiggestellt Gebäude des ehemaligen Nahkampfmitteldepots Hembergen. Es ging um Aufhebungsverträge mit den Firmen, die die Arbeiten in den Gebäuden verricheten. Hier Auszüge aus einem Schreiben vom 6.10.1919: 'Aufhebung der Verträge' (Das Neubauamt wollte die Verträge für die Isolierung der Heizungsrohre aufheben lassen und weiter mit Kohlen die beiden Bauten heizen).

      Leutnant Palm vom Neben-Artilleriedepot dazu: "Das Neben-Artilleriedepot schlägt vor, die Zentralheizungen im Betriebsgebäude und im Hauptverwaltungsgebäude ganz fertig stellen zu lassen. Die Ofenheizung wird im Grunde genommen auch viel Kohlen erfordern. Koks ist erstens billiger und auch zweitens leichter zu bekommen. Für den kommenden Winter lagern beim Depot noch 25 Tonnen Koks sowie mehrere Wagenladungen Brennholz und Baumstumpen, welche zum Heizen der Zentralheizung gebraucht werden könnten." Die Angelegenheit wurde vom Abwicklungsamt in Berlin dem Reichsschatzministerium am 8.11.1919 zur Entscheidung vorgelegt, mit dem Ersuchen, so zu entscheiden, wie es das Neubauamt vorgeschlagen hat.

    • Die Abwicklungsstelle der 3. Artilleriedepot-Inspektion in Cassel übernimmt aus der 'Kostenüberschlagssumme' im November 1919 die Kosten für die Arbeiten einer wasserdichten Kellerabdichtung in Höhe von 5.434 Mark.

    • Am 3.5.1920 ging das Reichsschatzministerium davon aus, daß als Verwertung des Betriebsgebäudes im Verwaltungsbezirk die Einrichtung eines Holzbearbeitungsbetriebes in Frage kommt

    • Die Firma Ernst Stolte 'Produkte: Polsterwolle, Reißerei und Jute-Reinigung' in Emsdetten schreibt am 22.3.1927 an das Amt Greven: "[...] in dem Maschinenschuppen der EHG am 26.3.1927 einen Zweigbetrieb in meinem Abfallhandel zu eröffnen. Maschinen werden in dem linken Gebäudeteil bis einschließlich der drei großen Gruben aufgestellt."

    • Als wahrscheinlich einzustufen ist, daß die Fertigstellung des Bauteils für den Trafo und der Einbau des Trafo selbst, erst durch die EHG veranlaßt worden ist. (Der Trafo war provisorisch während des Baus des Depots im Bereich des Gefangenenlagers untergebracht)

    • Als die VEW im Jahre 1928 das elektrische Netz in Reckenfeld aufbaute, wurde das Stromnetz für Reckenfeld von diesem Trafo gespeist

    • Die Jutefabrik Heinrich Stolte nutzte über viele Jahre das Gebäude.

    Heutige Verwendung

    Fabrikgebäude der Primaflor Teppichboden Vertriebsgesellschaft.


    Drei Fotos vom Gebäude aus den 50er und 60er Jahren des v.Jh.
    Seitenanfang
    Nächstes Thema:   Wohnhaus, Industriestraße 55
    Vorheriges Thema:   Unterschiedliche Eingänge an den Häusern
    (c) 2005 by www.geschichte-reckenfeld.de    [Impressum]    [Kontakt]